Immissionsschutzbericht 2011 belegt Senkung der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung Aufatmen in Magdeburg und Halle: Umweltzonen zeigen offenbar Wirkung
Die Einrichtung der Umweltzonen in Halle und Magdeburg 2011 macht sich offenbar bezahlt - die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid ist im ersten Jahr danach spürbar zurückgegangen. Experten verbreiten deshalb vorsichtigen Optimismus.
Magdeburg l Noch nie seit der Wende war die Luft in Sachsen-Anhalt so sauber wie heute - Kohleheizungen seien immer seltener, Automotoren immer umweltfreundlicher. "Wir konnten die Luftschadstoffbelastung in den vergangenen 20 Jahren drastisch reduzieren", sagte Landwirtschafts- und Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) gestern bei der Vorstellung des 22. Immissionsschutzberichtes für 2011 in Magdeburg. Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid hätten kaum noch Einfluss auf die Luftqualität, eine Ozonwarnung wurde 2011 nur einmal gegeben.
15 Kubikmeter bzw. 20 Kilogramm Luft atme der Mensch pro Tag ein - für Aeikens ist sie deshalb das wichtigste "Lebensmittel". Doch nach wie vor gebe es unsichtbare, geruchlose Schadstoffe, die gesundheitsschädlich sind: Feinstaub und Stickstoffdioxid. Sie belasten nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch den Boden und das Grundwasser und entstehen vor allem an Verkehrsschwerpunkten. Die Belastung blieb 2011 bei Feinstaub konstant, bei Stickstoffdioxid ging sie leicht zurück.
Die 2011 eingeführten Umweltzonen sollen die Schadstoffbelastung in den großen Städten Halle und Magdeburg mindern - offenbar mit Erfolg, wie erste Messdaten aus dem Bericht zeigen. Im Vergleich zu 2010 habe sich die Belastung um 5 bis 15 Prozent verringert.
41 deutsche Städte hätten mittlerweile Umweltzonen - sie seien kein Instrument zur Hemmung oder Gängelung der Wirtschaft, sondern dienten dem Gesundheitsschutz, betonte Minister Aeikens. "Die Umweltzonen wirken", sekundierte Klaus Rehda, Präsident des Landesamtes für Umweltschutz. Nicht nur die Messdaten, auch Gutachten prognostizierten eine Wirksamkeit. Verlässliche Aussagen zur Wirkung der Umweltzonen könnten jedoch erst nach 2014 getroffen werden, wenn alle Ausnahmeregelungen weggefallen seien. Bereits mit Jahreswechsel 2013 dürfen nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in die Umweltzonen einfahren. Aktuell gibt es laut Rehda 700 Ausnahmegenehmigungen für Fahrzeuge aus Halle, 600 für Magdeburg.
Vier von fünf Sachsen-Anhaltern fühlen sich von Lärm belästigt
Ein weiterer Schwerpunkt des Immissionsschutzberichtes ist die Lärmbelastung in Sachsen-Anhalt. 83 Prozent der Deutschen fühlten sich 2011 von Straßenlärm belästigt, gefolgt von Nachbarschaftslärm, Flugverkehr sowie Industrie- und Gewerbelärm. Lärm stelle für einen Großteil der Bevölkerung nach wie vor eine erhebliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens dar, so Aeikens. Seit der Einführung der EU-Umgebungslärmrichtlinie werde aber daran gearbeitet.
Bis Mitte 2012 mussten 70 Gemeinden im Land im Rahmen der 2. Stufe der EU-Lärmkartierung unter erheblichen finanziellen und organisatorischen Belastungen eine Bestandsaufnahme der Lärmsituation an Bundes- und Landesstraßen durchführen. Das Landesamt für Umweltschutz untersuchte für 60 Gemeinden den Lärm an Autobahnen, die Belastung am Großflughafen Leipzig-Halle prüfte das Nachbarland Sachsen. Mithilfe von Mitteln des Konjunkturpaketes II habe es in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen zur Lärmminderung gegeben, darunter Lärmschutzwände und Straßen mit "Flüsterasphalt".
Am Ende seien aber auch die Bürger gefragt, die Lärmbelastung für ihre Mitmenschen durch Rücksichtnahme zu verringern. Sinkt die Luft- und Lärmbelastung auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten? Das sei keineswegs sicher, denn die Experten des Landesamtes für Umweltschutz blicken mit Sorge auf die Zunahme des Straßenverkehrs. Auch der Klimawandel zeige Wirkung, so Klaus Rehda - bei extremen Wetterlagen wie etwa langen Hitzeperioden könne die Belastung enorm steigen.
Den kompletten Immissionsschutzbericht 2011 können sich Interessierte als pdf-Datei aus dem Internet herunterladen.