1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Metallbranche warnt vor Abschwung

Auftragsrückgang Metallbranche warnt vor Abschwung

Sachsen-Anhalts Metall- und Elektroindustrie warnt vor einem Abschwung. Das Wirtschaftministerium widerspricht entschieden.

Von Alexander Walter 10.12.2019, 00:01

Magdeburg l Glaubt man dem aktuellen Konjunkturreport der Metall- und Elektroindustrie (VME), ziehen dunkle Wolken über dem Industriestandort Sachsen-Anhalt auf: Demnach verzeichneten die 307 größten Betriebe mit insgesamt 46.000 Beschäftigten in den ersten drei Quartalen einen Auftragseinbruch um mehr als fünf Prozent.

Anders als im Bund ging auch der Umsatz zurück. Die Zahl der Unternehmen mit Kurzarbeit stieg zwischen Mai und September von 35 auf 47. VME-Hauptgeschäftsführer Matthias Menger spricht von einem "besorgniserregenden Trend". Problematisch sei das Zusammentreffen zweier großer Problemlagen:

Zum einen gebe es eine allgemeine konjunkturelle Delle, begünstigt durch Handelskonflikte und Unsicherheiten wie den Brexit. Zum anderen befinde sich die Autoindustrie in einem tiefgreifenden Wandel. Ungewissheit darüber, welche Antriebstechnologien künftig gefragt sind, hätten erhebliche Auswirkungen auf Zulieferer, so Menger. Die Effekte erfassten Hersteller von Maschinen für die Produktion von Verbrennungsmotoren ebenso wie Firmen, die Kunststoff-Teile für Autos fertigen. Hinzu kämen die Digitalisierung, Bürokratie und Regulierung. Auch fürs nächste Jahr seien derzeit keine Wachstumsimpulse in Sicht, sagte Menger. "Das wird ein schwieriges Jahr."

Die Bewertung passt zur Einschätzung von Forschungseinrichtungen. Das Institut für Mittelstands- und Regionalentwicklung (Imreg) etwa hatte erst im Herbst vor Insolvenzen und Betriebsaufgaben in der Branche gewarnt. Das Forschungsinstitut Center Automotive Research (CAR) des Ökonomen Ferdinand Dudenhöffer rechnet gar damit, dass bis 2030 mehr als jeder vierte Arbeitsplatz bei deutschen Autobauern und Zulieferern verloren gehen könnte. Menger forderte als Konsequenz ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Sachsen-Anhalt mit unternehmerfreundlichen Rahmenbedingungen etwa bei Genehmigungsverfahren.

Deutlicher Widerspruch kommt vom Wirtschaftsministerium: "Die Daten spiegeln lediglich kurzfristige konjunkturelle Schwankungen wider", sagte Sprecher Matthias Stoffregen. So habe die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit im Februar 2017 etwa bei 71 gelegen, im März 2016 gar bei 95. Die Beschäftigtenentwicklung sei gerade im Zuliefererbereich mit 7,9 Prozent erfreulich stabil.

"Selbstverständlich ist es legitim, auf Herausforderungen hinzuweisen." Das Ministerium sei aber optimistisch, dass es der Wirtschaft gelingen kann, die Chancen des technologischen Wandels zu nutzen. Heute veröffentlicht der Maschinenbauverband (VDMA) bundesweite Zahlen zur Industrieproduktion. Auch sie war zuletzt auf Talfahrt.