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Ausbildung Polizeianwärter scheitern am Wissen

Polizist zu werden ist für viele Frauen und Männer ein Traum. Die Hürden in Sachsen-Anhalt sind aber für manch einen höher als gedacht.

Von Dörthe Hein, dpa 17.06.2016, 05:35

Aschersleben (dpa) l Wunsch und Wirklichkeit liegen an der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben zum Teil weit auseinander. Von 1200 Bewerbern für ein Studium zum 1. September seien nach dem ersten von zwei Testteilen derzeit noch 200 im Verfahren, sagte die Dezernatsleiterin für Berufsinformation und Auswahldienst, Kirsten Försterling, der Deutschen Presse-Agentur. 125 Plätze sollen vergeben werden, hinzu kommen 125 Ausbildungsplätze ohne Studium. Viele Bewerber schickten Unterlagen nicht zurück, bei den Tests seien – je nach angestrebter Laufbahn – oft Rechtschreibung, Allgemeinwissen und Merkfähigkeit die Hürden, sagte Försterling.

Mit Blick auf die von der Koalition angestrebten höheren Einstellungszahlen sagte sie: "Das könnte schwierig werden." Es müsse noch effektiver nach geeigneten Bewerbern gesucht werden, die Fachhochschule wolle sich da neu organisieren.

Die Bewerberzahlen für den Polizeidienst sind in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Vor zehn Jahren habe es noch rund 3000 Bewerber je Einstellungstermin gegeben. Durch mehr Werbung im Radio und Internet samt sozialer Netzwerke seien in diesem Jahr erstmals wieder mehr Bewerber als in den Vorjahren registriert worden, sagte Försterling. Im vergangenen Jahr hatten sich zum Einstellungstermin 1. September 1115 junge Menschen beworben. Für den Ausbildungsbeginn am 1. März melden sich erfahrungsgemäß weniger Bewerber.

Wer in Sachsen-Anhalt Polizist werden will, kann je nach Laufbahn ein Studium oder eine Ausbildung absolvieren. 75 Prozent der Bewerber bekundeten ihr erstes Interesse über die Online-Registrierung. Daraufhin würden ihnen die Bewerbungsunterlagen zugeschickt, sagte Försterling. Bei weitem nicht alle meldeten sich dann zurück. "Da verlieren wir relativ viel, so um die 20 bis 30 Prozent." Dann würden die Bewerber zu den Tests eingeladen. Dazu gehörten neben einem Sporttest ein Lückendiktat sowie ein Intelligenzstrukturtest, bei dem das geistige Potenzial samt Merkfähigkeit überprüft wird.

Mit Blick auf die Bewerber für das Studium sagte Försterling: "Rechtschreibung war da nie ein Problem." Beim Sporttest fielen zwischen ein und drei Prozent durch, bei der Überprüfung des Allgemeinwissens und der Merkfähigkeit zwischen 10 und 20 Prozent.

Bei der Ausbildung ohne Studium fehle es den Bewerbern hingegen an den Fähigkeiten in der Muttersprache, Groß- und Kleinschreibung und die korrekte Schreibweise von Wörtern wie "Gotik" sei für viele ein Problem. "Die Rechtschreibung ist für Realschüler problematisch", so die Dezernatsleiterin. Im zweiten Testteil des Bewerbungsverfahrens mit Gesprächen zur Motivation fielen nochmals rund zehn Prozent der Interessenten heraus. Eine Reihe von Bewerbern sei zudem gesundheitlich nicht geeignet für den Job als Polizeibeamter.

An diesem Sonnabend gibt es an der Fachhochschule in Aschersleben einen Tag der offenen Tür mit Informationsangeboten für Bewerber, aber auch für alle die, die einfach so hinter die Türen schauen wollen.

Hier finden Sie Informationen zu den Einstellungsvoraussetzungen für den Polizeivollzugsdienst.