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Automarkt Diesel-Skandal drückt die Preise

Sachsen-Anhalts Autohäuser locken wie nie zuvor mit satten Rabatten. Grund sind Nachlässe wegen des Diesel-Skandals.

Von Bernd Kaufholz 21.12.2017, 00:01

Magdeburg l Die flächendeckend angebotenen Abwrack-, Diesel- und Umweltprämien machen’s möglich – wer heute ein neues Auto kauft, braucht lange nicht mehr so tief in die Tasche greifen wie noch im vergangenen Jahr. Der Rabatt-Index, den das Zentrum für Automobilforschung (CAR) an der Universität Duisburg-Essen erstellt, ist ein deutlicher Fingerzeig.

2010 hatte CAR die monatliche Erhebung mit dem Ausgangswert 100 begonnen und dabei vier Kriterien berücksichtigt wie die Anzahl von Internet-Rabatten der Top-30-Modelle und Sonderaktionen. Heute steht der Index bei 154 Punkten.

„Bundesweit“, so CAR-Chef, Professor Ferdinand Dudenhöffer, „gibt es zurzeit 637 Sonderaktionen, die einen Neuwagenkauf lukrativ machen.“

Auch in Sachsen-Anhalt schießen die Rabatte durch die Decke. Allerdings halten sich viele Autohäuser nach dem Motto „Tue Gutes, aber rede nicht darüber“ mit konkreten Zahlen bedeckt. Die Preisnachlässe seien zu individuell – modell- und kundenbezogen.

Verkaufsleiter Peter Rogge von der Magdeburger Rogge GmbH ist da weniger zurückhaltend. „Bei uns liegt die Preis-ersparnis zwischen zehn und 21 Prozent“, sagt der Hyundai-Verkäufer. Zum Beispiel könne der Kunde bei einem 50.000-Euro-„Santa Fe“ bei einer Tageszulassung 12.000 Euro sparen.

Thomas Halangk bei Schubert Motors in Magdeburg betont zwar auch, dass es bei Rabatten mehrere Kriterien zu beachten gebe – zum Beispiel, ob es sich beim Käufer um einen Groß- oder Gewerbekunden handele. Die grobe Linie liege zwischen acht und 15 Prozent. Grundsätzlich zahle BMW eine Umweltprämie in Höhe von 2000 Euro, wenn das alte Fahrzeug mit Euro-4-Abgasnorm oder älter und der neue „Bayer“ einen CO2-Wert von maximal 130 Gramm pro Kilometer hat.

„Die Dieselprämien haben sich verselbständigt“, beschreibt CAR-Direktor Dudenhöffer die Situation und verweist auf die Top 10 der Sonderaktionen von Autobauern. Bei einem Ford Focus beträgt der Kundenvorteil 7950 Euro (42,1 Prozent des Kaufpreises). Beim Ford Focus „Turnier“ ebenfalls 7950 Euro (40,4 Prozent). Zu Buche schlagen 7500 Euro Umweltbonus und fünf Jahre Garantie. Hyundai wirbt für den i40 mit einer „Green Deal“-Prämie – Ersparnis 10 000 Euro.

Innerhalb der zehn Top-Angebote auch der Nissan „Micra“, für den man 4000 Euro unter dem unverbindlichen Herstellerpreis von 11 890 Euro hinlegen muss. Sogar 5000 Euro weniger sind es bei SEAT „Leon“

Für Dudenhöffer ist das Rekord-Rabatt-Niveau ein Hinweis „auf die hohe Kundenverunsicherung“. Die Autobauer versuchten nach dem Diesel-Skandal dem Vertrauensverlust mit einer ausufernden Rabattschlacht zu begegnen. Für das kommende Jahr, wenn die hohen Prämien auslaufen oder verringert werden, sieht der CAR-Chef die Gefahr eines „Markteinbruchs“.

Eckehart Rotter vom Verband der Automobilindustrie (VDA) hält die Analyse von CAR für „Schwarzmalerei“. Es gebe in Deutschland „keinen rabattierten Markt“. Der VDA befürchte keine schädlichen Auswirkungen auf den Autohandel durch die Preisnachlässe.

Der ADAC räumt zwar ein, dass der Markt „sehr in Bewegung“ ist, will aber keine generelle Aussage treffen. Allerdings spricht auch der Automobil-Club von Rabatten zwischen fünf und 25 Prozent.

Der ADAC empfiehlt, sich vorm Kauf zu informieren und dem Händler „auf Augenhöhe“ zu begegnen, wenn es darum geht, einen individuellen Rabatt auszuhandeln. Tipp: Bargeld auf den Tisch legen. Der Hinweis, diese Summe will ich ausgeben, helfe dabei, einen Preisnachlass zu erzielen.