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Bank Verbranntes Geld im Backofen

Bei der Bundesbank wurde zuletzt 800 Mal kaputtes Geld aus dem Raum Magdeburg eingereicht. Die Geschichten dazu sind oft kurios.

23.07.2017, 00:25

Magdeburg/Mainz l Zum runden Geburtstag gab‘s einen Batzen Geld von Mama. Vierstellig war der Betrag, den ein Mann geschenkt bekam. Da Mutter und Sohn nach der Übergabe des Präsents gemeinsam einkaufen gingen, versteckte er das Geld lieber im Backofen. Blöd nur: Später schaltete die Mutter den Ofen an – ohne die Scheine herauszunehmen. So schilderte ein Pechvogel aus dem Raum Magdeburg der Bundesbank die Geschichte zu seinem verbrannten Geld.

Solche Fälle landen im Analysezentrum in Mainz. Dort wird stark beschädigtes Geld auf Echtheit geprüft und geschaut, ob die Reste der Scheine groß genug sind, um sie zu ersetzen. Der Ofen-Spezialist hatte Glück: Ihm überwies die Bundesbank den gesamten Betrag, den er eingeschickt hatte.

Aus dem Raum Magdeburg gingen in Mainz im vergangenen Jahr knapp 800 Anträge auf Erstattung von stark beschädigten Scheinen und Münzen ein. Teils wurde das Geld von der Magdeburger Bundesbank-Filiale für Kunden dorthin geschickt, teils sandten es die Besitzer selbst ein. Im Gros solcher Fälle handelt es sich um eine bis zehn Noten, meist im niedrigeren Bereich. „Gerade bei Erbgeschichten geht es aber auch mal um Großbeträge“, erklärt Michael Erbert, Gruppenleiter für den Bereich Bargeld im Analysezentrum.

Mit all den Erkärungen der Besitzer, wie ihr Geld versehentlich verbrannt, eingeweicht oder geschreddert wurde, ließe sich wohl ein Buch füllen. „Kuriose Fälle finden sich häufiger darunter“, sagt Erbert. Allein aus dem Monat Juni berichtet er von folgenden Geschichten aus dem Raum Magdeburg:

l Nett gemeint: Jemand hatte zwei Geldscheine in einem Blumentopf drapiert und das Ganze verschenkt. Unglücklicherweise entdeckte der Beschenkte die Scheine erst nach einem Jahr – total vermodert.

l Zu voreilig: Ein Mann verbrannte seinen alten Schrank. Er vergaß jedoch, vorher das Geld auszuräumen, das darin lag – einen dreistelligen Betrag.

l Geldwäsche: Jemand reinigte aus Versehen ein paar Banknoten im Geschirrspüler mit.

l Tückische Gartenarbeit: Ein Mann zerhäckselte drei Geldnoten mit dem Rasenmäher.

Aus dem verbrannten Schrank war eine der Noten nicht mehr zu retten. Ansonsten ersetzte die deutsche Zentralbank das Geld in allen geschilderten Fällen komplett. „Insgesamt gehen etwa 95 Prozent der Fälle bei uns anstandslos durch“, sagt Erbert. Und wenn sein Team mal weniger erstatte als beantragt, erhalte der Kunde eine Begründung.

Als Faustregel für die Erstattung eines Geldscheins gilt: Er wird dann ersetzt, wenn noch mindestens die Hälfte erhalten ist. Besitzt man weniger als die Hälfte, muss man nachweisen, dass die fehlenden Teile vernichtet wurden. Voraussetzung ist selbstverständlich immer, dass das Geld nicht gefälscht ist.

Doch woher wissen die Experten, ob etwa die eingesandten Aschereste aus dem Ofen von echten Geldscheinen stammen? „Unter dem Mikroskop können wir zum Beispiel Prägestellen erkennen“, erklärt Erbert. Ein Stichtiefdruckmuster halte etwa auch hohen Temperaturen gut stand. „Wenn der Besitzer allerdings nur weiße Asche oder sehr kleine Stücke einschickt, sind unsere Möglichkeiten am Ende.“

Die Mainzer schauen aber nicht nur auf das Geld. Sie bewerten auch, wie plausibel die Erklärung des Besitzers ist. Neulich erst sandte eine Dame einen kleinen Teil eines Geldscheins ein und meinte, sie habe ihn aus Versehen mitgewaschen, der Rest der Note sei dabei verschwunden. Das Begutachtungsteam überzeugte sie damit nicht. Erbert: „Selbst wenn der Schein in der Maschine zerrissen wäre, hätte man einen weiteren Teil im Flusensieb finden können.“