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Baumfällungen Droht Alleen in Sachsen-Anhalt das Aus?

Der Bund für Umwelt und Naturschutz kritisiert die Baumfällungen in Sachsen-Anhalt. Die abgeholzten Bäume werden nur selten ersetzt.

Von Martin Walter 01.02.2018, 12:55

Magdeburg l Jeden Winter werden in Sachsen-Anhalt zahlreiche Alleebäume gefällt. Nachpflanzungen erfolgen nur spärlich. Schuld daran seien unzulängliche Auslegungen gesetzlicher Regelungen, kritisiert die Landesgeschäftsstelle des Bunds für Umwelt und Naturschutz (Bund) in Magdeburg. Ein wesentlicher Teil der sachsen-anhaltischen Kulturlandschaft sei daher gefährdet. Der Bund fordert daher, den Schutz der Alleen konsequent umzusetzen. So sei es auch im Naturschutzgesetz des Landes vorgesehen.

„Nachpflanzungen gefällter Bäume erfolgen selten oder gar nicht – unabhängig welche Behörde verantwortlich ist“, sagt Ulrich Klaus. Der Alleenexperte des Bund in Sachsen-Anhalt erklärt weiter: „Fällungen sind dagegen gang und gäbe. So bestehen unzählige Alleen nur noch aus spärlichen Einzelbäumen, traurigen Resten vergangener Pracht.“ Als Grund für die wenigen Nachpflanzungen sieht der Bund eine Auslegung rechtlicher Bestimmungen, die den Alleen-Paragraphen des Naturschutzgesetzes weitgehend aushebelt.

In der Landesgesetzgebung heißt es, der Alleenbestand muss durch die zuständigen Behörden „im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen rechtzeitig und in ausreichendem Umfang“ durch Neuanpflanzungen gesichert werden. Die Zuständigkeit liegt je nach Straßenkategorie bei den Kommunen oder der Landesstraßenbaubehörde. Diese begründen die fehlenden Nachpflanzungen meist mit der „Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“. Die strengen Auflagen dieser Richtlinie für Mindestabstände der Bäume zur Fahrbahn gelten jedoch nur für neu angepflanzte Alleen.

Klaus erklärt dazu: „Diese Regelung wird oftmals unkorrekt angewendet. Schon im Frühjahr 2017 hat das Bundesverkehrsministerium alle Straßenbaubehörden informiert, dass diese Vorschrift nicht für Lückenbepflanzungen gilt. Nachpflanzungen können also vorgenommen werden und wir erwarten, dass dies zur Sicherung des Bestandes unverzüglich am alten Ort geschieht.“ Als Gründe dafür, dass nicht nachgepflanzt werde, nennt Klaus den hohen Verwaltungsaufwand sowie das unkalkulierbare persönliche Haftungsrisiko im Falle eines Unfalls.

„Sachsen-Anhalt war einstmals ein Land der Alleen. Sie bieten Schutz gegen Schneeverwehungen, spenden Schatten, helfen bei der Orientierung im Nebel und versorgen Insekten mit Nektar. Alleen müssen ein fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft bleiben", heißt es in einer Pressemitteilung des Bunds. Die Organisation appelliert deshalb an die Landesregierung, ein Alleen-Konzept für Sachsen-Anhalt zu entwickeln und eine Offensive zur Wiederanpflanzung zerstörter Alleen umzusetzen, um das Naturschutzrecht einzuhalten.