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Fahrkartenautomat präpariert / Geld in Argentinien abgehoben / Schon 40 Opfer Bei Ticketkauf EC-Karten-Daten ausgespäht

Von Matthias Fricke 07.04.2012, 05:21

Die Zahl der Abhebungen nach dem Ausspähen von EC-Karten-Daten an einem Fahrkartenautomaten am Magdeburger Hauptbahnhof steigt täglich. Inzwischen gibt es 40 Opfer, bei denen rund 23000 Euro von Argentinien aus abgebucht wurden.

Magdeburg l Den Fahrkartenautomaten im Bahnhofstunnel am Magdeburger Hauptbahnhof müssen sich die Betrüger nach Meinung der Ermittler offenbar ganz gezielt für das Ausspähen von EC-Karten-Daten ausgesucht haben. Er steht etwas versteckt in einer Nische hinter einem Gerät für Süßigkeiten und ist vom Eingang des Zentralen Omnibusbahnhofes schwer einzusehen. Fest steht: Unbekannte haben vom 27. Februar bis zum 2. März dieses Jahres an jenem Automaten ein für Laien unauffälliges Lesegerät vor den eigentlichen Kartenschlitz geklebt und eine Kamera in der Nähe angebracht. So konnten die Täter eine bisher noch unbekannte Zahl an Kontodaten von Fahrgästen der Bahn ausspähen.

Nach der Tat wurde alles wieder abgebaut. "Wie viele Daten ausspioniert wurden, können wir frühestens in einem Monat sagen. Es gehen aber täglich Anzeigen aus der ganzen Bundesrepublik ein", erklärte der zuständige Magdeburger Betrugsermittler Ralf Bassüner. Bisher seien 40 Fahrgäste betroffen, bei denen von Argentinien aus Beträge in Höhe von insgesamt 23000 Euro vom Konto abgebucht wurden. "Meist haben die Banken selbst die ungewöhnlichen Abbuchungen bemerkt und der EC-Karten-Zentrale mitgeteilt. Diese ist alarmiert. Allerdings kann man im Vorfeld wenig tun, da die Betroffenen von allen möglichen Geldinstituten kommen", so Bassüner.

Die Abbuchungen erfolgten vom 17. bis 20. März von Automaten in Argentinien. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass die Täter nicht unbedingt von dort stammen. Beim sogenannten Skimming verdienen die Täter das Geld durch das Sammeln der Daten. Diese werden über das Internet an Interessenten meistbietend verkauft. Mit einer neuerstellten Magnetstreifenkarte können die Betrüger dann Geld im Ausland abholen. "Das ist aber nur außerhalb der europäischen Union möglich, weil dort oft noch ältere Geldautomaten mit niedrigen Sicherheitsstandards verwendet werden", erklärte der Fachmann. In Europa wird zum Einlesen der Daten grundsätzlich nur noch der Messing-Chip verwendet. Wer betroffen ist, sollte sich bei seiner Bank melden. Der illegal überwiesene Betrag wird dann zurückgebucht.

Bei dem bisher größten Skimming-Fall in Sachsen-Anhalt waren im vergangenen Jahr 900 Kunden an einem Geldautomaten ausspioniert worden. 70 Abbuchungen gab es in den USA und Russland. Ein 31-jähriger Rumäne sitzt als Beschuldigter seit 9. März in Magdeburg in Untersuchungshaft. Er war in Spanien festgenommen worden.