Zum morgigen Zwillingstreffen in Wittenberg kommen rund 70 Zwillingspaare aus ganz Deutschland zusammen und erzählen aus ihrem Leben Bei Zwillingen sind Verwechslung, Verwirrung und täglicher Gaudi garantiert
Magdeburg (fr) l Nach fünf Jahren war es endlich so weit: Kathy Regenstein aus Magdeburg war durch künstliche Befruchtung schwanger geworden und dann waren es gleich zwei auf einen Streich. "Es ist einfach toll, etwas Besseres gibt\'s nicht", sagt sie heute. Ihr sehnlicher Wunsch nach einem Kind hat bei ihr gleich doppelt gefruchtet. Lilly und Lucy (6) sind zweieiige Zwillinge.
Die beiden sind deswegen auch ziemlich unterschiedlich: Lilly ist die ordentliche, Lucy der kleine Wildfang. Dennoch stellen sich für Eltern von Zwillingen, ob ein- oder zweieiig, besondere Fragen. Trotz ihrer Ähnlichkeit dürfe man sie als Elternteil nicht in einen Topf werfen. "Man muss versuchen, sie als verschieden wahrzunehmen. Aber ich merke, wie ich sie doch manchmal vergleiche", hat Kathy Regenstein an sich selbst beobachtet.
Vor allem die Frage, ob Lilly und Lucy nächstes Jahr in dieselbe Klasse eingeschult werden sollen, bewegt die Mutti der Zwillingsschwestern. "Sie könnten sich gegenseitig unter enormem Leistungsdruck setzen", sagt sie, und bei Zwillingen werde dieser Effekt natürlich noch verstärkt. Dennoch wird die innige Verbundenheit zwischen Lilly und Lucy dieses Risiko überwinden, ist sich die Familie sicher.
Dass zwei genetisch identische Menschen nicht unter ständigen Vergleichen untereinander leiden, müssen vor allem ihre Eltern sicherstellen. "Unsere Eltern haben nie Vergleiche gezogen, sondern uns freien Lauf gelassen", sagt Zwilling René Stepputtis (47) aus Wittenberg. Also entwickelte sich das Leben mit seinem Zwillingsbruder Raik vor allem zu einem Riesen-Spaß mit Gaudi ohne Ende.
Der Gaudi begann, als sie kleine Jungs waren und sich im Klassenzimmer umgesetzt haben, damit einer für den anderen beim Gedichtvortragen eine gute Note einheimst. Weiter ging der Spaß im Jugendalter mit einer Verwechslung in der Diskothek. "So etwas Arrogantes wie dich habe ich noch nicht erlebt", fauchte eine junge Frau René Stepputtis an. Wie eingebildet er sei, sich noch in der Disko extra umzuziehen. "Mich erreichen immer noch Anrufe, warum ich auf der Straße nicht grüßen würde", lacht er. Und kürzlich glaubte sogar ein Arzt, zu halluzinieren, als er Raik mit einer unoperierten Nase im Sprechzimmer fand, hatte er doch bei René dieselbe OP schon durchgeführt.
Die Zwillingsbrüder vereint wie Lilly und Lucy eine innige Verbindung. "Wir denken und fühlen oft ähnlich. Wir ticken irgendwie beide gleich", sagt er. Unabhängig voneinander kriegen beide Zahnschmerzen, rufen beide fast gleichzeitig bei alten Bekannten an.
Um von solchen Erfahrungen plaudern zu können, haben René und Raik 2005 das bundesweite Zwillingstreffen aus der Taufe gehoben. Morgen beim 7. Treffen werden rund 70 Zwillingspaare zusammen-kommen: Gemeinsames Spielen der Kleinen, Erfahrungsaustausch der Eltern und witzige Verwechslungsgeschichten sind garantiert.
Infos zum 7. Zwillingstreffen am Sonntag in Wittenberg: www.projektschmiede-wittenberg.de