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Berateraffäre Mit Hilfe der Partei zum neuen Job?

Jörg Felgner, ehemaliger Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, hat sich in Halle auf einen Spitzenposten beworben.

24.04.2018, 23:01

Magdeburg l Der Ruhestand scheint nichts für Jörg Felgner (SPD) zu sein. Der frühere Wirtschaftsminister war Ende 2016 von seinem Posten im Zuge der Berateraffäre zurückgetreten und könnte eigentlich seine freie Zeit genießen: Monatlich bekommt er aus der Staatskasse fast 4000 Euro. Aber Felgner will offenbar wieder eigenes Geld verdienen.

Erst vor wenigen Tagen tauchte sein Name auf, als es um die Besetzung des Chefposten beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung in Sachsen-Anhalt ging. Daraus wurde aber nichts, die Kassen wollten den 44-Jährigen nicht. Nun schaut Felgner nach Halle. Dort wird bald ebenfalls eine Spitzenposition frei. Die Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft Halle-Saalekreis (EVG) sucht nach einem neuen Geschäftsführer und Felgner bewarb sich.

Ob er den Posten wirklich bekommt, darüber entscheidet auch Katharina Hintz, die für die SPD im halleschen Stadtrat sitzt - und auch im Aufsichtsrat der EVG. „Ich habe Herrn Felgner dazu geraten, sich zu bewerben“, sagt Hintz. Obwohl es auch andere starke Bewerber gebe, räume sie ihrem Parteigenossen „sehr gute Chancen“ ein. Also verhilft die Partei Felgner zu einem neuen Job? Hintz wehrt ab: Dieser Tenor gefalle ihr gar nicht, sagt sie auf Anfrage der Volksstimme.

Neben Hintz sitzen noch zwei CDU-Leute in dem Aufsichts-Gremium, ein Grünen-Stadtrat, ein Vertreter der Linken sowie der Oberbürgermeister.

Felgner selbst betont, dass der lukrative Posten öffentlich ausgeschrieben worden sei. Der Grund für seine Bewerbung: „Mit meinen langjährigen landespolitischen Erfahrungen im Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik will ich der Stadt Halle helfen, weitere Investoren zu gewinnen, neue Gewerbegebiete zu entwickeln und den wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre fortzusetzen“, so Felgner auf Anfrage.

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat die Wirtschaftspolitik in seiner Stadt zur Chefsache erklärt: Der Posten bei der EVG ist also eine Schlüsselposition. Nicht nur der wichtigste Gewerbepark der Stadt, der „Star Park“ an der A14, wo vor allem Logistikfirmen angesiedelt sind wird hier vermarktet, sondern auch der Technologiepark „Weinberg Campus“ und sogar der Riebeckplatz soll weiteren Investoren durch die EVG schmackhaft gemacht werden.

Sollte sich der Verwaltungsrat für Felgner als neuen Chef aussprechen, hat der Ex-Minister noch jede Menge Zeit zu packen, um von Magdeburg an die Saale zu ziehen. Der derzeitige Geschäftsführer der Gesellschaft geht erst Ende des Jahres in den Ruhestand.