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Beruf Familienbetrieb als Herzensprojekt

2019 feiert Elektromeister Günther Müller den 60. Jahrestag der Übernahme des Betriebes und seinen 80. Geburtstag.

Von Mike Fleske 21.12.2018, 00:01

Genthin l „Ich fühle mich meiner Firma und den Mitarbeitern immer noch verbunden“, sagt Elektromeister Günter Müller und blickt freundlich vom Schreibtisch im Büro auf. Der 79-Jährige gehört irgendwie immer noch zum Betrieb Elektro-Müller in Genthin. Auch wenn er mittlerweile nur noch zweiter Geschäftsführer ist. Raus zu den Kunden fährt er allerdings nicht mehr.

Aber vielleicht hält ihn das Mitwirken im Hintergrund jung. Denn der lebhafte und redegewandte Mann wirkt eher wie ein Mittsechziger, wie einer, der die Geschicke seiner Firma noch immer lenkt. Dabei hat Müller die Leitung des ältesten Genthiner Elektro-Unternehmens bereits vor zwölf Jahren an seinen Sohn Sven übergeben. „Ich freue mich, dass wir den Betrieb innerhalb der Familie weiterführen“, bekennt der Elektromeister stolz.

Vor 60 Jahren legte Günter Müller seine Meisterprüfung ab. Es waren dramatische Zeiten für die Familie. Vater und Firmengründer Albert Müller war 1956 ganz plötzlich verstorben, als sein Sohn gerade die Lehre beendet hatte.

Doch für eine Übernahme des 1933 gegründeten väterlichen Betriebes brauchte der Junior einen Meisterbrief - also hieß es pauken, pauken, pauken. Unter der Woche: Abendschule in der Handwerkskammer Magdeburg, auch am Sonnabend und Sonntag. „In dieser Zeit wurde die Firma als sogenannter Witwenbetrieb weitergeführt“, erinnert sich Müller.

Er legte mit nur zweieinhalb Gesellenjahren seine Meisterprüfung ab und konnte mit staatlicher Genehmigung den Betrieb am 1. Januar 1959 übernehmen. 20 Jahre war er damals und der jüngste Elektromeister mit eigenem Betrieb im Kreis.

„Wir haben alles gemacht, was zu solch einem Elektrobetrieb dazugehört, staatliche Planaufgaben, Reparaturen, Neuanlagen und Ausbildung“, plaudert Müller locker, wie es seine Art ist, aus dem Nähkästchen. Spaß hätte es ihm immer gemacht, wenn Neuanlagen eingerichtet werden mussten. „Heute sind solche Arbeiten wesentlich umfangreicher, weil man gleich Telefon-, Fernseh- und Computerleitungen mit integriert, das hatten wir nicht.“ Noch etwas war anders: „Wir haben viel mit der Hand aufgestemmt und geschraubt. Eine manchmal harte körperliche Arbeit. Heute gäbe es für viele Handgriffe Elektrogeräte, die viel von dieser Arbeit abnehmen. „Aber alles, was wir an Technik einsetzen und bei den Kunden einbauen, muss man beherrschen und kennen.“ Ständig sei daher Weiterbildung erforderlich.

Der Bildung und Ausbildung hat sich Müller in seinem ganzen Berufsleben gewidmet. 53 Lehrlinge hätten in seiner Zeit das Haus mit Abschluss verlassen. „Die haben viel gelernt und aus allen ist etwas geworden.“ Er war jahrelang Obermeister der Berufsgruppe Elektro Genthin-Havelberg und Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Bis 2015 war Müller Mitglied im Prüfungsausschuss der Elektro-Innung Jerichower Land.

Und ruhiger wird es nicht. Im kommenden Jahr feiert Müller den 60. Jahrestag der Übernahme des Betriebes und seinen 80. Geburtstag. Zuvor muss noch der diamantene Meisterbrief einen Platz zwischen zahlreichen Urkunden und Abschlüssen an den Wänden finden. Den hat die Handwerkskammer Magdeburg dem langjährigen Fachmann vor kurzem verliehen. „Vielleicht bringe ich ihn an meiner besonderen Wand an“, sagt Müller. Dann hängen Meisterbrief von 1958, der goldene und diamantene Brief in einer Reihe.