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Bewegung Mehr Sport im Magdeburger Hort

Im Hort soll mehr Sport getrieben werden. Ein Projekt unter Regie der Sportwissenschaftler der Uni Magdeburg bringt Schüler in Bewegung.

Von Janette Beck 30.07.2019, 01:01

Magdeburg l Tom, Selina, Magne und die anderen sportbegeisterten Hort-Ferienkinder der Grundschule am Grenzweg in Magdeburg-Olvenstedt haben ein neues Lieblingsspiel: „Capture the Flag“ (englisch für erobere die Fahne). Grundidee: Jedes Team besitzt in seinem Basislager eine Fahne, die es zu schützen bzw. auf den Gegenseite zu erobern gilt. Die Angreifer werden durch fangen oder auch durch abwerfen mit dem Ball - an der Eroberung der Fahne gehindert. In der Praxis bedeutet das ganz offensichtlich viel Spaß und Bewegung. Die Kids sind mit Feuereifer dabei und kommen, ohne es zu merken, kräftig ins schwitzen.

Sport und Action gab es in den vergangenen 14 Tagen jede Menge, denn der Hort in freier Trägerschaft der Kinderfilmstudio MD e.V. beteiligt sich am „Magdeburger Feriencamp (MA-C)“. Initiiert wurde es von den Sportwissenschaftlern der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg im Schulterschluss mit dem Verband der Ersatzkassen. Das breitgefächerte Bewegungsprogramm, das nach Aussage von Projektleiter Dr. Helge Rupprich die Entwicklung von Bewegungs-, Sozial- und Gesundheitskompetenz gleichermaßen zum Ziel habe, sieht für die Grundschüler in den Ferien täglich sechs Stunden vor. Die Frage, ob das nicht zu viel ist, beantwortet der 8-jährige Magne mit einem energischen Kopfschütteln: „Nöö, warum? Sport macht doch Spaß. Meinetwegen kann das immer so sein im Hort, auch wenn ich abends platt bin.“

Besonders „Capture the Flag“ hat es den rund 20 Hortkindern angetan. „Auch wenn man da viel laufen muss, davon kann ich nicht genug kriegen. Dass man einen Schlachtplan braucht und mit den anderen gut zusammenarbeiten muss, um zu gewinnen, finde ich gut“, strahlt Magne und wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. Die 11-jährige Selina meint: „Das Spiel ist echt spaßig. Ich habe schon zu meiner Mama gesagt, das möchte ich unbedingt bei meinem 12. Geburtstag mit meinen Freunden spielen.“ Ihr kleiner Bruder Tom (7) hüpft aufgeregt: „Oh ja, da freue ich mich schon drauf.“ Es sei ein bisschen traurig, dass heute der letzte Projekttag war. „Aber in den Herbstferien bin ich wieder dabei, ganz bestimmt.“

Horterzieher Phillip Wieland spitzt die Ohren, während seine Schützlinge in der Trinkpause aus dem Nähkästchen plaudern. Das Echo auf das spezielle Bewegungsprogramm – angeleitet von zehn angehenden Sport- und Lehramtstudenten der Uni – ist ihm mit Blick auf die Umsetzung im künftigen Hort-Alltag wichtig: „Ziel erreicht, würde ich mal sagen, die Kids sind begeistert. So sollte es sein“, freut sich der 26-Jährige.

Er bereue es genauso wenig wie seine Kollegin Anette May, sich freiwillig gemeldet zu haben. „Das war auch für uns learning by doing, denn Sport spielt in der Ausbildung nur eine untergeordnete Rolle. Ich habe viel mitgenommen und mir von den Übungsleitern der Uni abgeschaut.“ Auch er fordert mehr Sport im Hort. „Bei vielen Kindern kommt das Thema Bewegung im Alltag leider oft zu kurz – nicht nur in den Ferien.“

Rupprich belegt das mit Zahlen aus einer aktuellen Studie, wonach die körperliche Alltagsaktivität in der Altersgruppe der 4- bis 17-Jährigen in den vergangenen zwölf Jahren um 37 Prozent und damit um 31 Minuten pro Woche zurückgegangen sei. „Das betrifft vor allem die Kinder, die in sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien aufwachsen“.

Diese Zielgruppe habe auch das Pilot-Projekt der Uni im Auge, das zu Beginn des Jahres in fünf Horten gestartet wurde und mit Blick auf eine sportwissenschaftliche Evaluierung auf 20 Horte der Landeshauptstadt ausgeweitet werden soll, so der Sportwissenschaftler.

Dabei schlage man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: „Wir bewegen Kinder, bilden Erzieher weiter und geben ihnen ein sportpädagogisches Programm an die Hand und unsere Studenten bekommen Lehrpraxis und verdienen sich in den Ferien ein paar Euro dazu.“