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Bezahlung Hängepartie für Physiotherapeuten

Die AOK Sachsen-Anhalt lehnt einen Vergleich über eine höhere Leistungsvergütung ab. Die Verbände drohen mit Streiks.

Von Janette Beck 04.07.2018, 01:01

Magdeburg l Hängepartie statt bessere Bezahlung: Es sah eigentlich viel nach einem Konsens zwischen den Verbänden der Physiotherapeuten und der AOK Sachsen-Anhalt aus. Doch nachdem die Krankenkasse den im Schiedsverfahren erzielten Vergleich widerrufen hat, sind die Fronten verhärteter denn je. Die Physiotherapeuten drohen aufgrund der Hängepartie gar mit Streik. „Das Gebahren der AOK in den Verhandlungen um eine bessere Bezahlung ist unerträglich. Wir lassen und das nicht länger gefallen und müssen ein Zeichen setzen. Notfalls, indem wir auf die Straße gehen und streiken“, erklärt Karl-Heinz Kellermann, Landesgruppenvorsitzender des Verbandes Physikalische Therapie Deutschland (VDP) der Volksstimme.

Zum Hintergrund? Mit 1700 Euro brutto im Schnitt verdienen in Sachsen-Anhalt angestellte Physiotherapeuten bundesweit am wenigsten. Grund ist das schlechte Vergütungsniveau hierzulande. Für die Einzeleistung Krankengymnastik bekommt ein Physiotherapeut von der AOK rund 25 Prozent weniger als von den Ersatzkassen Barmer & Co (Quelle Bundesargentur für Arbeit). Deshalb hatten die Berufsverbände monatelang mit der AOK Sachsen-Anhalt um eine Anhebung der Preise verhandelt. Ohne Ergebnis, sodass im Juni ein Schiedsverfahren eingeleitet wurde (Volksstimme berichtete).

Hierbei wurde letztlich ein Vergleich zwischen beiden Parteien vereinbart, der eine Preiseanhebung bis zum Jahr 2019 um insgesamt 47,8 Prozent vorsah. So weit. So gut. Bis eben die AOK diesen Vergleich drei Minuten vor Ablauf der Frist widerrief. Stattdessen gab es ein folgendes Gegenangebot der Krankenkasse: Ab sofort erhalten die Physiotherapiepraxen in Sachsen-Anhalt eine Erhöhung von mehr als 30 Prozent. „Damit würde die AOK zu den Spitzenzahlern in Sachsen-Anhalt gehören“, heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Für weitere Erhöhungen fordert die AOK verbindliche Zusagen, dass das Geld bei den angestellten Physiotherapeuten ankommt. Steigerungen um mehr als 90 Prozent, wie sie bislang gefordert werden, lehnt die AOK ab – auch um die Patienten vor Mehrbelastungen zu schützen.“

Die Berufverbände halten dagegen: „Das neue Angebot der AOK unterschreitet den zuvor gemeinsam getroffenen Konsens deutlich. Dafür gibt es keine Grundlage“, so Kellermann.

Eine Erhöhung der Preise, da sind sich die Berufsverbände sicher, steht in jedem Fall kurz bevor. Nach der Verfahrensordnung muss das Schiedsgericht noch im Juli eine Entscheidung treffen.