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Bilanz Fast jeder siebte Unfall in Baustelle

Die Zahl der Unfälle auf Autobahnen in Sachsen-Anhalt ist 2019 von 4506 auf 4801 gestiegen. 40 Verunglückten mehr als im Vorjahr gab es.

Von Matthias Fricke 20.04.2020, 18:51

Magdeburg l Sechs Menschen, darunter zwei Kleinkinder, sind bei einem Unfall auf der A2 bei Bornstedt kurz vor Ostern zum Teil schwer verletzt worden. Ein Kleintransporter hatte sich überschlagen, schlitterte quer über die Fahrbahn und blieb auf dem Standstreifen stehen. Ein weiterer Pkw fuhr in die Unfallstelle. „Die Corona-Beschränkungen haben zwar Auswirkungen auf den Verkehr, Unfälle gibt es aber leider auch weiterhin“, sagt Frank Müller von der Autobahnpolizei Börde. Der Verkehr sei zwar „gefühlt“ zurückgegangen, statistische Erhebungen gebe es aber noch keine.

Dafür liegen inzwischen die Unfallzahlen des Innenministeriums für die rund 500 Autobahnkilometer im Land für das Jahr 2019 vor.

Entwicklung: Die Gesamtzahl der Zusammenstöße auf Autobahnen ist um 295 auf 4801 gestiegen. Damit krachte es im Schnitt fast alle zehn Kilometer. Das Innenministerium führt vor allem zunehmende Unfälle mit Blechschäden in der Statistik an. Im Stau kommt es offensichtlich häufiger zu Auffahrunfällen. Erst Anfang dieses Jahres hat der ADAC die A 2 zur größten Staufalle 2019 im Land gekürt. Allein zwischen dem A2-Abschnitt Lostau und Magdeburg-Rothensee gab es 558 Staus, die sich auf 1792 Kilometer summierten. In diesem Bereich registrierte die Polizei im Herbst vergangenen Jahres auch eine Unfallhäufung von schweren Zusammenstößen.

Verunglückte: Die Zahl der Verunglückten auf den Autobahnen ist von 855 auf 895 gestiegen. Dabei wurden 24 Menschen getötet (im Vorjahr 16) und 230 schwer verletzt (im Vorjahr 251).

Unterschiede auf Autobahnen: Die meisten Unfälle gab es auf der A 9 mit 1428 Zusammenstößen, fünf Toten sowie 93 Schwerverletzten. Dicht folgt die A 2 mit 1250 Unfällen und zehn Toten sowie 46 Schwerverletzten. Nach Autobahnkilometern bleibt aber die A2 die gefährlichste Piste.

Rückgang der Lkw-Unfälle: Insgesamt sind mehr Pkw als Lkw an den Unfällen beteiligt. Im vergangenen Jahr waren an den Pkw-Unfällen insgesamt 5623 Autos beteiligt. Im Vergleich zu 2018 stieg diese Zahl um 13 Prozent. Bei den Lkw-Unfällen auf den Autobahnen gab es einen Rückgang. Sie gingen um 44 auf 1944 zurück. An diesen Unfällen waren 2593 Laster beteiligt.

Ursachen: Vor allem am Stauende gibt es Probleme. Laut Innenministerium sind die häufigsten Unfallursachen auf den Autobahnen das „Nichtbeachten des erforderlichen Sicherheitsabstandes“ und die „nichtangepasste Geschwindigkeit“. Um letzterem entgegenzuwirken beschaffte sich die Polizei erstmalig stationäre Blitzeranlagen. Die Geräte auf der A 2 in Fahrtrichtung Hannover, Höhe Rothensee und in Fahrtrichtung Berlin, zwischen Bornstedt und Irxleben, sind an die elektronischen Schilderbrücken gekoppelt. Während das Gerät nur bei einer Überschreitung der elektronisch vorgegebenen Geschwindigkeit auslöst, ist dies bei Bussen und Lkw anders. Deren Tempo wird mit den Geräten auch bei ausgeschalteter Schilderbrücke überwacht.

Baustellen: Innerhalb der Baustelle hat es im vergangenen Jahr 722-mal gekracht. Fast jeder siebte Unfall passiert damit in dem. Das macht einen Anstieg zum Vorjahr von 14 Prozent. Es gab hier einen Toten, 13 Schwerverletzte und 95 Leichtverletzte. Die größten Gefahrenpunkte gibt es allerdings im Rückstau vor den Baustellen. Autobahnpolizist Müller: „Die sind immer ein Problem.“

Gegenmaßnahmen: Neben weiteren Geschwindigkeitsmessungen der Polizei will auch die Landesstraßenbaubehörde reagieren. Sie setzt verstärkt elektronische Stauwarner, Smileys mit Angaben der Kilometerlängen in der Baustelle und zusätzliche Nothaltebuchten entlang der Strecke ein. „Wir werden möglichst viele Register ziehen, zum Beispiel an der künftigen Baustelle auf der A 2“, sagt der Präsident der Landesstraßenbaubehörde Uwe Langkammer. Hier soll der Fahrbahnbelag erneuert werden. Zwischen Magdeburg-Rothensee und dem Autobahnkreuz wird der Verkehr auf sieben Kilometern über eine Richtungsfahrbahn geführt. Bis November wird es deshalb dort Einschränkungen geben.