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Bildung Computer zuerst für Stadtschulen?

Ein Förderprogramm für Digitalisierung in Schulen in Sachsen-Anhalt gerät in die Kritik. Landschulen würden benachteiligt.

Von Alexander Walter 11.09.2017, 01:01

Osterburg l Neue Computer, Laptops oder Whiteboards – die Osterburger Grundschule „Am Hain“ wartet darauf seit Jahren. Entsprechend groß waren die Hoffnungen in der altmärkischen Kleinstadt (Kreis Stendal), als die Landesregierung im Januar eine neue Förderrichtlinie ankündigte. Mithilfe des Programms sollen bis 2023 mehr als 13 Millionen Euro in die Technik-Ausstattung der Schulen in Sachsen-Anhalt fließen.

Nach Abschluss der ersten Runde steht allerdings fest: Die Osterburger Grundschule wurde nicht berücksichtigt. Stattdessen erhalten zwölf Schulen mit auffälligen Merkmalen Geld, sagt Bürgermeister Nico Schulz (CDU). Mit der Grundschule Loburg (Möckern) befinde sich nur eine von ihnen im ländlichen Raum. Alle anderen lägen entweder in Magdeburg oder in dessen Speckgürtel. „Und auch dort nur in Mittelzentren“, sagt Schulz.

Den Grund sieht der Bürgermeister in der Ausgestaltung der Vergabekriterien für die Förderung. Berücksichtigt werden unter anderem die Schülerzahl, die Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen oder das Vorhandensein einer Schülerfirma. Alles Punkte, die für kleine Grundschulen im ländlichen Raum nur schwer erreichbar sind, moniert Schulz. „Ich halte das für eine ungerechte Bevorteilung von Schulen in größeren Städten.“

Der Bürgermeister verweist darauf, dass der Löwenanteil des Förderprogramms von zehn Millionen Euro aus einem Topf zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) stammt. Die Verteilung stehe im Widerspruch zum ELER-Ziel, den ländlichen Raum zu stärken.

Stefan Thurmann, Sprecher im Bildungsministerium, weist das zurück: „Die räumliche Lage der Schulen spielt bei der Entscheidung über eine Förderung keine Rolle“, sagt er. In der aktuellen Runde wurden demnach Einrichtungen aller Schulformen auch in Oschersleben, Staßfurt, Schönebeck und Bernburg berücksichtigt. Darüber hinaus sei nicht ersichtlich, in welcher Hinsicht sich etwa Schönebeck strukturell von Osterburg unterscheide. Eine Änderung der Förderrichtlinie lehnt der Sprecher dann auch ab. „Die Richtlinie ist, wie sie ist“, sagt er. Alle Schulen müssten ein technisches sowie ein pädagogisches Konzept einreichen. Das Landesverwaltungsamt übernimmt die Bewertung. „Es werden die Schulen berücksichtigt, die am Ende die höchste Punktzahl erreichen.“

Nico Schulz genügt das nicht. Er hat sich an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gewandt und um die Änderung der Vergabekriterien gebeten. Regierungssprecher Matthias Schuppe bestätigte zunächst nur Gespräche. „Der Ministerpräsident ist in der Sache aktiv geworden“, sagte er.

In der ersten Runde des Förderprogramms werden laut Bildungsministerium rund eine Million Euro vergeben. In der folgenden sollen es fünf Millionen sein. Sprecher Thurmann, rief Schulen, die Absagen erhalten haben, auf, sich weiter zu bewerben. Ein Scheitern in der ersten Runde sei keine endgültige Ablehnung, betonte er.