1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Bischof Feige: "Kirche ist kein Ofen, der sich selber wärmt"

Bistum Magdeburg will sich angesichts des demografischen Wandels mehr der Gesellschaft öffnen Bischof Feige: "Kirche ist kein Ofen, der sich selber wärmt"

Von Silke Janko 28.12.2012, 02:23

Magdeburg l Angesichts gravierender demografischer Herausforderungen wollen sich die Katholiken im Bistum Magdeburg stärker der Gesellschaft öffnen. In einem Gespräch mit der Volksstimme erklärte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige: "Ich registriere, dass eine große Zahl der Gemeindeglieder begriffen hat, das wir uns verändern müssen."

Im Bistum Magdeburg, zu dem das Territorium Sachsen-Anhalts sowie Teile Brandenburgs und Sachsens gehören, leben derzeit 87550 Katholiken. Das sind etwa drei Prozent der Bevölkerung. "Wir spielen in einer ganz anderen Liga", meinte Feige im Hinblick auf die großen Bistümer im Westen und im Süden Deutschlands wie etwa dem Erzbistum Köln mit rund zwei Millionen Katholiken. In den letzten zehn Jahren musste das Bistum Magdeburg einen Rückgang von rund einem Drittel der Gemeindeglieder, vor allem durch Tod, verkraften - im Jahr 2000 lebten im Bistum noch 129700 Katholiken.

Vor dem Hintergrund einer schwindenden Katholikenzahl in "einem entchristlichten Umfeld" hatte Feige im Mai 2011 eine Bistumsversammlung ins Leben gerufen - 400 haupt- und ehrenamtliche Vertreter aus den Pfarreien, Verbänden und Einrichtungen des Bistums sollten Antworten darauf finden, wie Kirche in einer sich ändernden Gesellschaft funktionieren soll. Es geht, wie es Feige formuliert, um einen Blickwechsel von einer Kirche, die sich viel mit sich selber beschäftigt, hin zu Christen, die die Gesellschaft mitgestalten wollen. Über eineinhalb Jahre hatten Vertreter der Bistumsversammlung in zehn Arbeitsgruppen über verschiedene Themen debattiert, beispielsweise "Wie lebe ich als Christ in der Gesellschaft?", den Umgang mit verschiedenen Lebensformen wie Singles oder Patchworkfamilien oder "Wie nehme ich die Kleinheit wahr?". Daraus ist eine Fülle von Vorschlägen entstanden, die den Pfarreien als Anregung und Impuls dienen sollen. So entstand der Vorschlag einer "Konkathedrale für Nichtchristen" nach dem Vorbild der Pfarrei in Halle. Die "Mitkathedrale" könnte dabei als Veranstaltungsraum dienen, beispielsweise für Segnungsfeiern für Nichtchristen. Vorschläge gibt es auch dafür, wie sich Katholiken in kleineren Orten organisieren könnten, in denen kein Priester mehr vor Ort ist. "Der Vorschlag richtet sich gegen eine Art von Versorgungsmentalität. Kirche ist aber nicht nur da, wo ein Priester ist", erklärt Feige. In den Blick nehmen wollen die Vertreter der Bistumsversammlung auch die Eltern - und Familienarbeit. Ebenso soll bewusster auf sozial Bedürftige eingegangen werden. Die Bildungsangebote sollen ebenso wie die caritativen Angebote herausgestellt werden. Feige forderte von den Gemeindegliedern einen stärkeren Mentalitätswandel, weg von einer "abgeschlossenen Gesellschaft, hin zu offenen Initiativen". "Kirche ist kein Ofen, der sich selber wärmt." Es gehe schließlich nicht darum, ein Vereinsleben zu pflegen. "Das ist nicht unsere ursprüngliche Intention."

Zugleich räumte der Bischof ein, dass es angesichts des nötigen Wandels auch Spannungen gibt, wenn Katholiken neue Wege gehen sollen. Dennoch sieht der Bischof diesen Weg auch weiter für die Zukunft vorgezeichnet: "Wir werden uns weiter verändern müssen. Die Versorgung wird abnehmen, die Selbstaktivierung muss zunehmen."