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Gericht Mordprozess von Osterweddingen: Das sagen die Angeklagten

Die Angeklagten sind nach Angaben des Gerichtes beschuldigt, am 16. Oktober vergangenen Jahres den 58-jährigen Besitzer eines Landhotels im Bördekreis zu Tode geprügelt zu haben.

Von Bernd Kaufholz Aktualisiert: 8.5.2021, 22:48
Zwei Angeklagten sind nach Angaben des Gerichtes beschuldigt, am 16. Oktober vergangenen Jahres den 58-jährigen Besitzer eines Landhotels im Bördekreis zu Tode geprügelt zu haben.
Zwei Angeklagten sind nach Angaben des Gerichtes beschuldigt, am 16. Oktober vergangenen Jahres den 58-jährigen Besitzer eines Landhotels im Bördekreis zu Tode geprügelt zu haben. Foto: Bernd Kaufholz

Magdeburg. Am dritten Tag des Osterweddinger Mordprozesses gegen einen 21- und 22-Jährigen, denen die Staatsanwaltschaft Mord aus niedrigem Beweggrund und zur Verdeckung einer Straftat vorwirft, hat gestern Strafverteidiger Horst Köhler im Namen seines Mandanten Lukas S. eine Erklärung abgegeben. Darin bestreitet der 21-Jährige, dass es sich bei der Tat am 16. Oktober 2020 in Osterweddingen (Bördekreis) um Mord gehandelt hat. Die Tatumstände, die in der Anklage aufgeführt werden, würden in wesentlichen Teilen nicht stimmen. So die Grundaussage der Erklärung.

Vielmehr sei ein "kräftiger Mann" auf ihn und seinen Kumpel Denis K. eingestürmt, nachdem sie aufgrund eines Geräusches am Auto angehalten hatten. Er habe sie zuerst beschimpft, dann sei es zu einer heftigen Rangelei zwischen dem Mann und K. gekommen, bei dem K. zu Boden gegangen sei . Der Angriff sei seitens des 58- Jährigen erfolgt.

K. habe mehrfach versucht, den körperlich Überlegenen auf dem Boden festzuhalten und habe es geschafft, sich auf den Bauch des 58-Jährigen zu setzen. Doch dieser habe K. regelrecht "durch die Luft geschleudert. Dann hat er sich erneut auf Denis gestürzt. Ich habe Angst bekommen und wollte den Mann wegziehen, aber er war außerordentlich stark. Er habe ihn in den Schwitzkasten genommen. Mit einem Mal sei der Mann jedoch schwächer geworden und sei liegen geblieben. Eine weitere Person sei am Geschehen nicht beteiligt gewesen.

An viele Dinge könne er sich nicht mehr erinnern. So habe er nicht einmal gewusst, dass sich die Sache in Osterweddingen zugetragen hat. "Erst in der U-Haft in Raßnitz habe ich das erfahren."

Da auch sie Verletzungen erlitten hatten, seien sie zur Notaufnahme des Magdeburger Uniklinikums gefahren, um sich behandeln zu lassen. Danach hätten sie bemerkt, dass ein Handy fehlte. "Wir sind zurückgefahren, um es zu suchen. Alles war großräumig abgesperrt. Da habe ich geahnt, dass etwas schiefgegangen sein muss." Sie hätten kehrt gemacht, seien aber wenig später von der Polizei gestoppt worden.

Das jemand stirbt, dass habe er nicht gewollt, so S.

Strafverteidiger Christian Schößling ergänzte die Angaben. So habe S. zuvor in Magdeburg Whisky-Cola und andere alkoholische Getränke zu sich genommen. Zur Situation am Tatort sagte er, dass das spätere Opfer geschrien habe: Seid ihr bescheuert und ich mache euch platt. S. habe geantwortet, er solle "runterfahren". Während der Schlägerei sei eine Frau dazu gekommen, die gesagt habe, sie sollen von dem 58-Jährigen ablassen. Sein Mandant habe gerufen, sie solle sich verpissen.

Denis K. verlas seine schriftliche Aussage selbst. Er und sein Kumpel seien "ganz schon blau gewesen". An die Fahrt könne er sich nur bruchstückhaft erinnern. Er wisse jedoch, dass sie in Osterweddingen angehalten haben und er einen Zaun zusammengetreten hat. Sein Kumpel habe den Außenspiegel vom Auto abgetreten. Sie seien dann zu einem Zigarettenautomaten gefahren, dann aber wieder umgekehrt. Weil er ein geräusch am Auto gehört habe, habe er angehalten und sie seien ausgestiegen.

Die Schlägerei schilderte er im großen und ganzen wie S. Er räumt "zwei, drei Fausthiebe gegen den Kopf des 58-Jährigen ein und Fußtritte ins Gesicht.

Er bedaure das Vorgefallene zutiefst.

Nebenklage-Rechtsanwalt Steffen Segler bezeichnete die Erklärungen der Angeklagten als "Märchenstunde".

Als Zeuge sagte ein Wachmann aus, der Nacht vom 15. zum 16. Oktober Dienst in der Notaufnahme des Uniklinikums gehabt hatte. Er habe gehört, dass einer der beiden verletzten Männer zur Aufnahmeschwester gesagt habe, dem Opfer geht es schlechter als uns. Und, dass sie den Mann liegen gelassen haben. "Das habe ich mir deshalb gemerkt, weil es ja möglicherweise unterlassene Hilfeleistung gewesen ist", so der 33-Jährige.
Die Stimmung der beiden bezeichnete er als "fröhlich", sie hätten witzige Sprüche losgelassen. Zur Schlägerei hätten sie angegeben, dass sie von einem Unbekannten mit einer zerbrochenen Glasflasche angegriffen worden seien.