Brand eines Kerzen-Gestecks führt zur Explosion im Wohnzimmer

Wanzleben l Eine 47-jährige Frau ist gestern gegen 8 Uhr bei einer ungewöhnlichen Explosion im Wohnzimmer eines Mehrfamilienhauses in Wanzleben (Landkreis Börde) so schwer verletzt worden, dass sie mit einem Rettungshubschrauber in die Spezialklinik für Verbrennungsopfer nach Halle gebracht werden musste.

Die Dachgeschosswohnung stand in Flammen und auch der Dachstuhl soll bei dem anschließenden Feuer in Mitleidenschaft geraten sein. Der Schaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt, sagte Polizeisprecher Volker Rauhut.

Bisher sei nur bekannt, dass eine Verpuffung das Feuer verursacht hat. Der Brand muss nach ersten Erkenntnissen der Ermittler vor Ort an einer Kerze ausgebrochen sein.

Die Polizei rekonstruierte weiter, dass bei dem Entstehungsbrand im Bereich des Kerzengestecks nicht genügend Sauerstoff vorhanden war und sich ein Rauchgasgemisch gebildet hat. Erst als die Frau ein Fenster öffnete, hatte der schwelende Brand wieder genügend Sauerstoff, so dass es zum plötzlichen Durchzünden im Wohnzimmer führte. Somit standen auch die restlichen Möbel in Flammen.

"Als wir am Ort eintrafen, war die schwer verletzte Frau schon aus der Wohnung raus", erklärte Einsatzleiter Burkhard Wegner von der Wanzleber Feuerwehr. Den Brand brachten die 34 Einsatzkräfte mit acht Fahrzeugen aus Wanzleben und Domersleben schnell unter Kontrolle. Was genau zunächst den Entstehungsbrand verursacht hat, der am Ende zum vermuteten "Flashover" (explosives Durchzünden des Raumes) führte, muss noch untersucht werden.

Brandexperte und Leiter des Institutes der Feuerwehr in Heyrothsberge (Jerichower Land), Horst Starke, erklärte gestern, dass in der Entstehungsphase eines Flashovers zunächst Einrichtungsgegenstände wie zum Beispiel Sofa, Tisch oder andere Möbel brennen. Diese bilden Verbrennungsgase, die nicht durch Raumöffnungen gelangen. Es gibt einen Wärmestau an der Decke des Zimmers, der bis zu 500 bis 600 Grad heiß werden kann. Wenn dann dem plötzlich Sauerstoff zugeführt wird, zündet das Feuer durch. Starke: "Besonders bei Feuerwehrleuten ist dieser Flashover sehr gefürchtet, weil er zu schweren Unfällen beim Löschen eines Brandes führen kann."

Feuerwehrmänner trainieren den taktischen Umgang mit solchen Brandphänomenen. So gebe es zum Beispiel einen speziellen "Flashover"-Container, in dem das Vorgehen in solchen Situationen trainiert wird. Zunächst werde durch Wasser die Decke solcher gefährdeter Räume herabgekühlt, um die hohen Temperaturen zu vermeiden.

Allein das Abbrennen von Kerzen könne eine solche Verpuffung nicht auslösen. "Das kann ich ausschließen", sagt der Experte.