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Brandschutz Wie feuerfest sind Dome und Kirchen im Land?

Nach dem tragischen Brand der Notre-Dame in Paris äußern sich Experten zur Brandsicherheit von Kirchen und Domen in Sachsen-Anhalt.

Von Matthias Fricke 16.04.2019, 19:34

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt gibt es Tausende Kirchen, viele davon mit einem unschätzbaren Wert. So wie der Naumburger Dom, der erst im Jahr 2018 auf die Unesco-Welterbeliste kam. Als Zeichen der Solidarität nach dem Inferno in der Pariser Kirche Notre-Dame läuteten auch dort sowie in Merseburg und Magdeburg mehrere Minuten lang die Glocken.

Sowohl im Naumburger (Burgenlandkreis) als auch im Merseburger Dom (Saalekreis) gebe es entsprechende Sicherheitskonzepte im Fall eines Feuers. „Es wurden erst 2010 Brandlöschanlagen im Dachstuhl des Naumburger Doms installiert, die mit Schaum löschen“, erklärt Charlotte Tennler von den Vereinigten Domstiftern. Der Naumburger Dom hat damit in Sachsen-Anhalt auch brandschutztechnisch einen Seltenheitswert.

Denn meist gibt es in den Kirchen keine Sprinkleranlagen. Das bestätigt auch der Baudirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Ralf Lindemann. Er betreut die vier Dome in Halle, Magdeburg, Havelberg und Halberstadt, die beiden Klöster Hamersleben und Michaelstein sowie zwölf weitere Schlösser und Burgen. Lindemann: „Mir ist auch keine weitere Kirche bekannt, die eine Sprinkleranlage hat.“ Diese wäre nach seiner Meinung wegen der damit drohenden Wasserschäden auch viel zu gefährlich für das Kulturgut. Nur in der Burg Falkenstein gebe es aktuell eine Vernebelungsanlage, die im Brandfall feines Wasser versprüht und das Feuer ersticken soll.

In Magdeburg, Halberstadt und Köthen gibt es eine Alternative. Dort sind sogenannte Trockenleitungen in die Türme und Dächer verlegt. „Über diese Steigleitungen können wir das Löschwasser einspeisen und oben in den Türmen nutzen“, erklärt Brandoberrat Armin Hilgers, Abteilungsleiter Abwehrender Brandschutz bei der Magdeburger Feuerwehr.

Problematisch werde es allerdings, wenn das Gebäude bereits in voller Ausdehnung brennt und nicht mehr von innen aus Sicherheitsgründen erreichbar ist. Jörg Buchaly, stellvertretender Direktor am Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge: „Unsere Drehleitern reichen nur bis zu 23 Metern. Da können wir dann auch nur von außen das Wasser auf die Türme werfen.“ Nord- und Südturm sind immerhin rund 100 Meter hoch. Er hält ein Feuer wie in Paris auch in Sachsen-Anhalt durchaus für möglich.

Prof. Michael Rost von der Hochschule Magdeburg, Dozent für baulichen Brandschutz, erklärt: „Kirchen gelten als ungeregelte Sonderbauten und haben Bestandsschutz. Das heißt, die Sicherheitsstandards werden in erster Linie durch die Versicherungen festgelegt.“ Die meisten dieser Einrichtungen verfügen aber über automatische Brandmeldeanlagen, vor allem bei vielen Gebäuden mit Publikumsverkehr. Rost sagt: „Solch ein Feuer ist theoretisch auch bei uns denkbar. Wir haben vergleichbare Sicherheitsstandards wie in Frankreich.“

Der Baudirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sagt dennoch: „Wir unternehmen alles Menschenmögliche, um so etwas zu verhindern.“ So gebe es regelmäßig taktisch technische Schulungen der Feuerwehr. Außerdem gebe es noch spezifische Vorschriften. So ist bei Bauarbeiten ein Sicherheits- und Gefahrenkoordinator vorgeschrieben. Nach den Arbeiten müsse es zum Beispiel noch Kontrollen geben. Auch alle elektrischen und Blitzschutz-Anlagen würden regelmäßig kontrolliert werden.