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Bundespolizei Verbrecherjagd mit Smartphone in Magdeburg

Bundespolizisten in Sachsen-Anhalt testen ein neues Programm zur Fahndung. Per Smartphone können die Beamten nun Ausweise überprüfen.

Von Matthias Fricke 18.07.2018, 01:01

Magdeburg l Ein junger Mann hat es am Magdeburger Hauptbahnhof sichtlich eilig. Er möchte unbedingt noch seinen Zug bekommen. Doch die Bundespolizisten wollen dennoch schnell seinen Ausweis kontrollieren. Polizeiobermeisterin Stephanie Karbe fotografiert die maschinenlesbare Zeile seines Passes und per leichtem Druck auf das Display erhält sie blitzschnell ein grünes Häkchen. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Nach dem Mann wird nicht gefahndet. Er darf weiter.

Dieser Schritt würde normalerweise per Funk und einer Abfrage am Computer in der Dienststelle mehrere Minuten bis zur einer Viertelstunde dauern. Denn die Polizisten mussten bisher erst ihre Leitstelle anfunken, den Namen buchstabieren, während der Mitarbeiter dort alles in den Computer eintippt und das Ergebnis irgendwann durchgibt. Der Zug wäre längst weg gewesen.

Das neue mobile System erregt wegen der Zeitersparnis und einfachen Handhabung sogar europaweit Aufmerksamkeit. Es wurde auf dem 21. Europäischen Polizeikongress Anfang Februar in Berlin präsentiert und wird zurzeit nur in Magdeburg als Pilotprojekt der Bundespolizei getestet.

Das Besondere: Genutzt wird ein ganz normales Smartphone. „Für uns bietet das auch den Vorteil, dass wir das Handy-Funknetz nutzen können und damit oft sogar eine bessere Abdeckung als mit dem normalen Funk haben“, sagt der Leiter der Bundespolizeiinspektion Magdeburg, Polizeioberrat Alexander Schmelzer. Aus diesem Grund sei auch der Standort Magdeburg mit der größten Flächeninspektion der Bundespolizei in Deutschland für diesen Testlauf ausgesucht worden.

Die Informationen sollen übrigens nicht nur besonders gut verschlüsselt übermittelt werden, sondern auch mit wenigen Datensätzen auskommen. Das habe den Vorteil, dass auch bei geringeren Übertragungsraten alles noch schnell funktioniert. Schmelzer nach den ersten Monaten Testzeit: „Wir sind sehr zufrieden. Die Geräte haben eine hohe Akzeptanz, übrigens auch altersunabhängig.“

Das Spezial-Diensthandy nutzen die Beamten aber nicht nur zur Identitätsfestellung. Die Polizisten können damit auch alle Sachfahndungen, wie Rahmennummern von Fahrrädern, überprüfen. Ingo Neubert vom Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP) blickt etwas neidisch zu seinen Bundes-Kollegen: „Das könnten wir bei der Landespolizei natürlich auch sehr gut gebrauchen und werden den Testlauf beobachten.“ Sachsen-Anhalt arbeitet seit einigen Jahren zumindest am Ausbau sogenannter interaktiver Funkwagen, deren Besatzungen allerdings nur per Laptop und dem eigenen Digitalfunknetz mobil die Fahndungsdaten abrufen können.

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ich halte diese mobile Smartphone-Lösung absolut für sinnvoll, was aber auch sehr hohe Ansprüche an den Datenschutz hat. Es wäre schön, wenn die Länder nach dem erfolgreichen Test der Bundespolizei folgen und nicht erst wieder 16 eigene Testläufe unternehmen würden.“