1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Große Enttäuschung bei der SPD

Bundestagswahl Große Enttäuschung bei der SPD

Der Wahlabend bei der SPD Sachsen-Anhalt wurde von einem Thema dominiert: Das Ende der Großen Koalition.

Von Alexander Walter 24.09.2017, 23:07

Magdeburg l Gedämpft ist die Stimmung in der Landesgeschäftsstelle der SPD in Magdeburg schon vor Bekanntgabe der offiziellen Prognose. Die Genossen scheinen zu ahnen, dass dieser Abend kein guter für ihre Partei wird. Als um 18 Uhr tatsächlich die Zahl 21 Prozent auf dem Bildschirm erscheint, ist die Enttäuschung trotzdem groß. Ungläubig blicken die Genossen auf den Bildschirm. Nie hat die SPD so schlecht abgeschnitten wie bei dieser Bundestagswahl.

„Das ist ein bitteres Wahlergebnis“, sagt Burkhard Lischka, Spitzenkandidat der Landesliste, unter regenschweren Wolken auf dem Innenhof. Es zeige sich, dass eine Große Koalition auf Dauer die extremen Ränder stärkt. Aus Lischkas Sicht kann seine Partei nur eine richtige Konsequenz ziehen: „Wir haben jetzt die staatspolitische Verantwortung, in die Opposition zu gehen“, sagt er.

Aber warum konnte Martin Schulz nicht punkten? Hat die SPD vielleicht doch auf den falschen Kanzlerkandidaten gesetzt? „Nein“, sagt Lischka. Schulz habe unter schwierigen Bedingungen einen bewundernswerten Wahlkampf geführt. Er sollte Parteivorsitzender bleiben.

Das sieht auch Landtagsabgeordneter Falko Grube so. Ein großer Fehler der SPD sei zuletzt die geringe Halbwertszeit ihrer Parteivorsitzenden gewesen. Schulz sollte in vier Jahren erneut als Kanzlerkandidat antreten, sagt er.

Für Schrecken unter den Genossen sorgt vor allem das Ergebnis der AfD. Mit dem Einzug der zumindest in Teilen rechtsradikalen Partei in den Bundestag werde die demokratische Debattenkultur der vergangenen Jahrzehnte wohl ad acta gelegt, fürchtet Grube.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne fordert ein Aufwachen der Kenia-Koalition in Sachsen-Anhalt. „Spätestens nach diesem Ergebnis sollten bei allen die Alarmglocken läuten“, sagt sie. An die CDU im Landtag ergehe jetzt ein klarer Auftrag: Sie sollte sich wieder einer vernünftigen Koalitionsarbeit zuwenden, sagt sie.

Trotz des Ergebnisses: Hängende Köpfe akzeptiert Lischka nicht. „Bitte macht weiter“, appelliert er an seine Anhänger. Die Stimmung kippt von Resignation in Trotz. Die Genossen applaudieren. In den kommenden vier Jahren müsse die Partei alle Energie darauf verwenden, zu zeigen, dass sie die Alternative zur CDU sei, nicht deren Variante, sagt Lischka.

Gerade jetzt brauche die SPD jeden Einzelnen. „Wir haben die Aufgabe, den Demokratiefeinden die Stirn zu bieten.“

Den Volksstimme-Liveticker zum Nachlesen gibt es hier. Mehr Informationen zur Bundestagswahl finden Sie hier.

Hier geht's zum aktuellen Kommentar von Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters zur Bundestagswahl 2017.

Infografik: Alle Grafiken zum Wahlabend 2017 | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista