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Bundestagswahl SPD und Linke im Rückwärtsgang

Die SPD rutschte erstmals unter die Marke von 200.000 Wählern. Die CDU verliert mehr als 100.000 Anhänger.

Von Jens Schmidt 26.09.2017, 01:01

Magdeburg l Bezieht man die Nichtwähler ins Wahlergebnis mit ein, lässt sich gut ermessen, wie stark eine Partei ihre Anhänger mobilisieren konnte. Die Union verlor im Vergleich zu 2013 in Sachsen-Anhalt gut 100.000 Stimmen und erreichte nur noch 20 Prozent der Wahlberechtigten. Die Einbußen wiegen auch deshalb so schwer, da Kanzlerin Merkel vor vier Jahren im Höhenflug war und nun wieder auf dem Boden der Realität gelandet ist. Die CDU konnte am Sonntag sogar ein paar Tausend mehr Anhänger zur Wahl bewegen als 2009 und 2005. Dennoch ist ihr Wahlsieg alles andere als glänzend.

Für die SPD hingegen geht es seit vielen Jahren meist nur noch rückwärts. Seit der Ära von Kanzler Schröder haben die Sozialdemokraten zwei Drittel ihrer Wähler verloren. Jetzt rutschte die absolute Stimmenzahl erstmals unter die Marke von 200.000. Aufhellend wirkt lediglich, dass die Partei nach der total vergeigten Landtagswahl im März 2016 etwas Boden gutmachen konnte: Damals machten nur noch knapp 120.000 Sachsen-Anhalter ihr Kreuz bei der SPD; am Sonntag waren es 189.000.

Federn lassen mussten auch die Linken, die zum zweiten Mal in Folge an Zuspruch verloren. 2005 und 2009, als die Sozialisten sich als Volkspartei im Osten sahen, wählten 390.000 Sachsen-Anhalter links. Das waren fast 20 Prozent aller Wahlberechtigten. Am Sonntag waren es keine 12 Prozent mehr.

Protest versammelt sich mittlerweile hinter der AfD. Die rechtsnationale Partei büßte zwar im Vergleich zur Landtagswahl fast 30.000 Stimmen ein, mobilisierte aber trotz innerparteilicher Machtkämpfe und eines unübersehbaren Rechtsdralls 244.000 Wähler im Land. Damit versechsfachte die AfD innerhalb von vier Jahren ihre Stimmenzahl. Solch einen Sprung schaffte bisher keine Partei bei Bundestagswahlen in Sachsen-Anhalt.

Einen großen Satz nach vorn machten auch die Liberalen. Nach dem historischen Tief von vor vier Jahren verdreifachten sie ihre Stimmenzahl am Sonntag. Die FDP holte auch etliche CDU-Wähler zurück.

Die Grünen bleiben bei Bundestagswahlen in Sachsen-Anhalt schwach. Während deutschlandweit die Partei deutlich besser als in den Umfragen abschneidet, sieht es hier zappenduster aus. Die Ökopartei konnte nur 46.000 Wähler überzeugen. Bei der Landtagswahl 2016 waren es immerhin noch 12.000 mehr. Seit gut einem Jahr sitzen die Grünen in der Landesregierung.

Den Volksstimme-Liveticker zum Nachlesen gibt es hier. Mehr Informationen zur Bundestagswahl finden Sie hier.

Hier geht's zum aktuellen Kommentar von Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters zur Bundestagswahl 2017.