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Archäologie Fliegende Kamera blickt auf Sizilien

Ein Forschungsteam der Hochschule Magdeburg hat erstmals mit Drohnen die antike Gräberstätte Selinunt auf Sizilien untersucht.

Von Sebastian Berens 23.01.2018, 16:57

Magdeburg/Selinunt l Abtauchen in längst vergangene Zeiten und Geschichte erleben, das ist in Selinunt definitiv möglich. Schon weit vor Christi Geburt wurde die Stätte von unterschiedlichsten Kulturen wie die der Griechen und der Karthagern bevölkert. Die Wissenschaftler um Dr. Sophie Helas vom Deutschen Archäologischen Institut in Rom gehen insbesondere der Frage nach, ob und in welcher Form sich die Lebensverhältnisse der griechischen von der punischen Stadt unterschieden haben.

Mit Hilfe des Forschungsteams um Prof. Dr.-Ing. Tobias Scheffler von der Hochschule Magdeburg-Stendal werden die Entdeckungen in Selinunt vermessungstechnisch erfasst und für die Nachwelt dokumentiert, ehe die Ausgrabungsstätte wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, sprich zugeschüttet wird.

Was genau die Grabungen zutage fördern, ist zwar interessant, spielt für die Vermesser jedoch nur eine nachrangige Rolle: „Es geht in erster Linie um die Dokumentation der ausgegrabenen Objekte unter Einsatz moderner Messmethoden“, berichtet Prof. Scheffler. Die Vermessungsarbeiten beginnen in der Regel, wenn das archäologische Team schon längst nicht mehr vor Ort ist. Für die Vermessungen werden Drohnen mit Kameras ausgerüstet, die die Ausgrabungsstätte aus der Luft fotografisch festhalten.

Eine im Gegensatz zu den klassischen Vermessungsmethoden deutlich elegantere und einfachere Methode: „Die archäologische Dokumentation ist teilweise etwas veraltet. So wird häufig noch mit Millimeterpapier, Messband und Zollstock gearbeitet. Daher ist es besonders spannend, stattdessen Drohnen einzusetzen“, erklärt Professor Scheffler schmunzelnd.

Ein Großteil der Arbeit beginnt aber erst, nachdem die Drohnen ihren Dienst geleistet haben. Die unzähligen Fotos werden sortiert und in einem weiteren Schritt übereinandergelegt, so dass aus den zweidimensionalen Fotos ein dreidimensionales Modell der Geländeoberfläche entsteht. Für das archäologische Team ein großer Vorteil, denn: Dank der 3-D-Aufnahmen kann das Forschungsteam jederzeit das Gelände betrachten, ohne selbst vor Ort zu sein.

„Das Besondere ist für mich, dass die Vermessung als Dienstleistung auch für andere Fachbereiche erschlossen wird“, so Scheffler. Denn auch in den Bereichen des Bauwesens findet der Einsatz von Drohnen immer größere Beliebtheit.

Unter anderem werden die fliegenden Augen für Brückenwartungen oder Geländeinspektionen im Vorfeld eines Straßenbaus genutzt. Auch in Selinunt werden die Forscherinnen und Forscher aus Magdeburg in Zukunft weitere Vermessungsdienste leisten.