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Diskussionsfreudige Grüne haben Probleme mit autoritärem Führungsstil in der Chefetage der Landtagsfraktion Chefin sucht Stellvertreter, doch niemand meldet sich

Von Jens Schmidt 10.01.2013, 02:29

Magdeburg l Für Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert wird es zunehmend schwierig, einen neuen Stellvertreter in ihrer Landtagsfraktion zu finden. Das liegt offenbar auch am Führungsstil der Hochschulprofessorin für Pädagogische Psychologie.

Dalbert agiere oft autoritär und dulde selten Widerspruch, erzählen einige Grüne übereinstimmend. Die Chefin und ihr Parlamentarischer Geschäftsführer Sebastian Striegel würden "voll durchziehen". In der debattenfreudigen Ökopartei kommt das nicht so gut an. Die Lust, mit den beiden in der Fraktionsführung aufs Engste zusammenzuwirken, ist offenkundig erheblich gesunken.

Innerhalb nur eines Jahres sind Dalbert zwei Vizes davongesprungen. 2012 der Dessauer Verkehrspolitiker Christoph Erdmenger. Nun, am Dienstag, Parteivorsitzende Cornelia Lüddemann aus Magdeburg. Um den Eindruck einer Krise zu vermeiden, präsentieren Politiker meistens sofort Nachfolger. Doch niemand meldete sich. Erst im Februar soll die Personalie geklärt werden.

Erdmenger war gegangen, um mehr Zeit für die Familie zu haben und sich aufs Fachliche zu konzentreren - wie es hieß. "Eine Rückkehr in die Fraktionsführung habe ich nicht geplant", sagt Erdmenger der Volksstimme. Zu Dalbert meinte er: "Ich habe einen anderen Stil." Lüddemann trat zurück, um sich als Parteichefin mehr auf den Wahlkampf zu konzentrieren - wie sie sagte. Doch der raue Wind, der in der Chefetage bläst, habe ihre Entscheidung auch befördert, sagen Eingeweihte.

Einige Abgeordnete erwägen eine Debatte darüber, ob es in der kleinen Fraktion überhaupt eines Stellvertreters bedarf. Fiele der Vize weg, hätte das zudem den Charme, dass das Problem auf strukturpolitische Weise gelöst würde. "Posten gestrichen" klingt besser als "Posten verwaist".

"Ich finde es richtig, über eine Verschlankung nachzudenken", sagte Erdmenger. Das findet Claudia Dalbert nicht. "Solch einen Vorschlag würde ich nicht unterstützen", sagte sie bestimmt. Es sei notwendig, dass der Vorstand aus drei Personen bestehe.

"Der Wechsel ist unglücklich, ich wünschte mir mehr Kontinuität", räumte Dalbert ein. Dass sich noch kein Nachfolger gemeldet hat, liege am hohen Arbeitspensum in einer kleinen Fraktion, wo jeder am Limit sei. "Das hat aber nichts mit Disharmonien zu tun." Kritik an ihrem Stil kann sie ohnehin nicht nachvollziehen. Dalbert sagt von sich: "Ich führe transparent und demokratisch."