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Corona-Krise Ansturm auf die Baumärkte?

Viele Menschen sind zu Hause. Zeit, um den eigenen vier Wänden einen Anstrich zu verpassen. Ein Ansturm auf die Baumärkte in Sachsen-Anhalt?

Von Stephanie Tantius 16.04.2020, 10:26

Magdeburg l Florian Preuß, Pressesprecher vom Hornbach sagt: "Fakt ist, jeder Markt in Deutschland hat zurzeit weniger Besucher als in den ersten Aprilwochen der Jahre 2019 und 2018, das gilt auch für den Hornbach in Magdeburg."

Normalerweise sind der April und Mai die umsatzstärksten Monate. Preuß vermutet, dass dies nicht für das Jahr 2020 gelte. Denn aufgrund der Corona-Krise dürften sich seit drei Wochen lediglich 150 Besucher gleichzeitig im Baumarkt aufhalten. Das werde über die Eingangskörbe reguliert. Sind 150 im Laden, mache der Markt dicht. Dann dürfe niemand mehr hinein. Dafür sorge auch ein Sicherheitsdienst am Türeingang. Einige Kunden würden dann draußen warten.

Diana Doriguzzi, Referentin der Öffentlichkeitsarbeit der Globus-Baumärkte bestätigt dies und sagt, dass im Moment weniger Menschen die Globus-Baumärkte aufsuchen würden als noch vor einem Jahr um die gleiche Jahreszeit. Das liege an den verschärften Ausgangsregelungen sowie der Einlassbegrenzung. Sie habe jedoch festgestellt, dass viele Kunden ihre Waren online bestellen würden. Dies zeige deutlich das gestiegenes Online-Bestellaufkommen.

Auch Preuß habe beobachtet, dass sich die Nachfrage der Kunden auf zwei andere Kanäle verlagert habe. Zum einen würde gerade der Online-Shop des Hornbachs explodieren. Das bedeutet, mehr Menschen als in den vergangenen Monaten würden über das Internet ihre Ware bestellen und sie dann nach vier bis fünf Tagen nach Hause geliefert bekommen.

Das zweite Phänomen, welches Preuß bemerke, ist, dass viele Menschen den Click & Reserve Service nutzen. Das bedeutet: sie stellen am Computer ihre Waren zusammen und holen sie dann noch am selben Tag im Baumarkt ab. Dieses Vorgehen habe den Vorteil, dass sich die Kunden nur ganz kurz im Markt aufhalten würden. Preuß sehe, dass die Menschen auf die Corona-Krise reagieren und vorsichtiger sein würden.

Auch Melanie Goeres, Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation beim Toom-Baumarkt habe festgestellt, dass die Menschen vermehrt von diesem Service - Online bestellen und im Markt abholen - Gebrauch machen. Auch der Online-Shop würde zurzeit mehr beansprucht. Damit würden die Kunden den Aufenthalt im Markt reduzieren oder ganz umgehen.

Einen wirklichen Ansturm im April könne er jedoch nicht feststellen, betont Preuß. Das Geschäft habe sich eher verlagert: es seien weniger Kunden im Markt, dafür würden mehr online bestellen und reservieren. Er könne daher nicht sagen, ob der Umsatz im April im Magdeburger Hornbach höher liege, als im Jahr zuvor. Da die Kundenzahl durch die Corona-Krise im Baumarkt selbst begrenzt sei, vermute er, dass es weniger Umsatz sei. Und das Online-Volumen auf die einzelnen Märkte herunter zu brechen, sei schwierig, berichtet Preuß.

Frank Roth, Leiter der Unternehmenskommunikation vom Hagebau sagt, der Andrang der vergangenen Tage sei lediglich geringfügig mehr als üblich gewesen. Dies gelte sowohl für die Baumärkte in Blankenburg und Wernigerode, als auch für alle anderen Hagebaumärkte in Deutschland.

Roth sagt, ein Großteil der erhöhten Nachfrage entfalle auf den saisonüblichen Bedarf nach Pflanzen und Erde. "Ein kleiner Teil lässt sich aber vermutlich auch auf die Bedürfnisse der Menschen zurückführen, jetzt in der Corona-Krise, lange verschobene Renovierungsarbeiten anzupacken oder etwas zu reparieren."

Im Magdeburger Hornbach werde zurzeit das Sortiment Garten wie Dünger, Erde, Pflanzen und Saatgut sehr stark nachgefragt, berichtet Preuß. Außerdem verkaufe sich dort alles rund um das Thema Holz für Zäune, Terrassen und Sandkästen gerade gut. Man merke, dass die Menschen zu Hause seien und ihre Gartenprojekte voranbringen, sagt der Hornbach-Pressesprecher. Auch Goeres vom Toom-Baumarkt bestätigt dies: "Die Menschen kaufen vermehrt Pflanzen und Erde." Engpässe würde es jedoch keine geben. Insbesondere im Bereich Pflanzen seien sie gut aufgestellt, da Toom über ein eigenes Pflanzenlager verfüge.

 

Auch Wandfarbe gehe mehr als sonst über die Theke, berichtet Preuß. Dies gelte sowohl für den Magdeburger Hornbach als auch für alle anderen in Deutschland. Daran sehe man ebenfalls, dass viele Menschen Zeit hätten und diese nutzen, um ihren Wohnräumen einen neuen Anstrich zu verpassen. Reinigungsmittel würden ebenfalls mehr als in den vergangenen Monaten gekauft werden, sagt der Pressesprecher.

Engpässe hätten sie im Magdeburger Hornbach nur bei den Schutzmasken, berichtet Preuß. Doch dies sei schon im Januar der Fall gewesen. Im Februar habe der Baumarkt noch einmal eine Ladung bekommen, aber auch die sei schnell vergriffen gewesen. Nun werde auf das nächste Kontingent gewartet. Auch beim Hagebau und Globus seien die Schutzmasken vergriffen, berichten Frank Roth und Diana Doriguzzi. Desinfektionsmittel würde es in beiden Märkten ebenfalls nicht mehr geben.

"Am 18. März haben wir unsere Schutzmaßnahmen gestartet", sagt Preuß. Das habe schon bei einigen Leuten am Anfang für Irritationen gesorgt. Einige wollten zum Beispiel keinen Einkaufswagen nehmen und haben gesagt, sie wollen nur kurz Tiernahrung kaufen. Es mussten sogar einige Hausverbote ausgesprochen werden, berichtet Preuß. Aber mittlerweile haben die Kunden die Vorkehrungen akzeptiert.

Die meisten Menschen würden, wie gewünscht, einzeln den Baumarkt betreten. Aber da würden auch Ausnahmen gemacht, sagt Preuß. Bei älteren Leuten zum Beispiel, die nur in Begleitung kommen können oder bei Alleinerziehenden mit Kindern. Außerdem wurden in allen Bezahlzonen Spuckschutze aufgestellt. Die Kassen seien voll besetzt, berichtet Preuß. Damit die Kunden nicht lange warten müssten und den Baumarkt schnell wieder verlassen könnten. Dafür seien weniger Mitarbeiter in der Beratung tätig. Diese würde hinter einem Flatterband mit ausreichend Abstand stattfinden, erklärt Preuß.

Auch bei den Märkten Toom, Hagebau und Globus sei die Sicherheit für die Mitarbeiter und Kunden seit März ähnlich wie beim Hornbach erhöht worden. In allen drei Baumärkten werde nur eine begrenzte Zahl an Besuchern eingelassen. Jeder Kunde müsse einen Wagen nehmen. Spuckschutze und Mundschutz bei den Mitarbeitern sei die Regel. Markierungen am Boden zeigen den einzuhaltenden Abstand an.

Im Hagebau hätten die Mitarbeiter T-Shirts an, auf denen zu lesen sei: "Sie sind mit ABSTAND unsere besten Kunden", berichtet Frank Roth. Das Wort "Abstand" sei fett hervorgehoben. "Die meisten Kunden halten sich vorbildlich an die Vorsichtsmaßnahmen", sagt Diana Doriguzzi vom Globus. Außerdem habe sich das Unternehmen entschieden, vorerst keine Werbeprospekte mehr zu verteilen. Aktionsangebote würden nur online gelten, um das Kundenaufkommen in den Baumärkten möglichst gering zu halten.

Hornbach-Pressesprecher Florian Preuß betont, dass es wichtig sei, dass die Baumärkte geöffnet hätten. Zum einen für Handwerker, die Materialen zum Arbeiten benötigen, zum anderen für Privatpersonen, wenn zum Beispiel im Haushalt plötzlich der Wasserhahn tropfe. Diese Kundengruppen müssen in den Markt kommen dürfen. Die Menschen, die besser planen können, sollten versuchen die Bestell- und Abholmethode zu nutzen.