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Corona-Krise Baukästen für Bäder

Mitten im Krisenjahr erweitert die Firma Deba Badsysteme in Salzwedel seine Produktionsfläche und setzt dabei auf modernste Technik.

Von Alexander Rekow 21.05.2020, 01:01

Salzwedel l Eigentlich müsste Dietrich von Gruben pessimistisch sein. Denn der Geschäftsführer des Salzwedeler Unternehmens Deba Badsysteme hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. „Wir mussten eine Vollbremsung machen", sagt er. Mehr als 700 Bäder im Wert von etwa neun Millionen Euro, die in England und Deutschland vorwiegend in gehobenen Hotels verbaut werden, warten seit dem Ausbruch der Krise auf dem Firmengelände auf Abnahme. 

„In so einer Situation die Liquidität aufrecht zu halten, ist nicht einfach." Grenzschließungen und Materialbeschaffung  stellen das Unternehmen derzeit vor enorme Herausforderungen. Doch für Dietrich von Gruben und sein Team ist die Situation eher Ansporn als Bremsklotz.

„Warte nicht auf die Zukunft, gestalte sie selbst", sagt der großgewachsene 61-Jährige. Und das heißt für ihn: investieren. Nicht im kleinen, im großen Stil. Die gesamte Firma zieht noch in diesem Jahr innerhalb Salzwedels um; erweitert sich von 10.000 auf 18.000 Quadratmeter. Größere Hallen, neue Maschinen, ausgeklügelte Arbeitsabläufe.

Alles wird optimiert. Man müsse sich die Schwäche des Marktes zu Nutze machen, sagt von Gruben, denn nun gebe es auch Vorteile. Handwerker hätten beispielsweise wieder mehr Kapazität, um das Projekt mit den erforderlichen Arbeiten voranzutreiben.

Teils etwas verhalten würden die langjährigen Mitarbeiter auf das Großprojekt schauen. „Wir haben auch Leute, die arbeiten seit knapp 30 Jahren an Ort und Stelle." Und manche Kollegen hätten eben Angst vor Veränderung. Von Gruben und sein Team sind aber bemüht, ihren Optimismus auf alle übergreifen zu lassen. „Man muss die Leute begeistern, das kommt nicht von allein." 

Besagter Optimismus beginnt schon damit, dass die Firma Deba Badsysteme im Krisenjahr auf Vergrößerung statt Verkleinerung setzt. Mehr noch: „Ich rechne in den nächsten drei Jahren mit einem Wachstum von 35 Prozent." Auch weitere Auszubildende will  das Unternehmen einstellen. Fachleute wie Fliesenleger und Elektriker würden gebraucht. Möglich werde das auch, weil die Firma nicht nur mit dem frischen Maschinenpark am neuen Standort arbeiten könne, sondern parallel - bis alle Räder ineinander greifen - auch noch weiter am alten Firmensitz. „Das ist eine große Erleichterung."

Ob seine Rechnung aufgehe, könne er zwar erst in vier bis fünf Jahren sehen. „Wir haben lange Planungskonzepte." Dietrich von Gruben rechnet aber nicht mit einem Einbruch des Immobilienmarktes in Deutschland und England, weshalb er davon ausgeht, dass seine Bäder auch weiterhin gefragt sein werden.

Etwa 2.200 Bäder jährlich stellt Deba Badsysteme in Salzwedel in modularer Bauform her. Der Kunde hat somit die Möglichkeit, sich seine eigenen Bäder zusammenzustellen. Von der Armatur über die Farben der Fliesen bis zur Form der Toilette. Das Material werde global zusammengekauft. Waren es früher Schiffe, die mit den Bädern ausgestattet wurden, finden sie sich heute in Fünf-Sterne-Hotels, Studentenwohnheimen, Krankenhäusern oder Altenheimen wieder.

Und letztere, so glaubt der Geschäftsführer, werden bald mehr Bedarf haben. Dieser stehe wiederum mit der Corona-Epidemie in Zusammenhang. Denn die Pandemie mit den verheerenden Auswirkungen in manchem Pflegeheim werde manchen Träger dazu bewegen, vermehrt auf Einzelzimmer zu setzen. Davon ist von Gruben überzeugt. Und diese würden dann wiederum Bäder benötigen. „Sanitär heißt Sauberkeit und Hygiene", sagt der Unternehmer. Daher rechnet er mit einem baldigen Mehrbedarf und sieht dies als Chance für seine Firma.

Klar, Salzwedel sei nicht der optimale Standort für ein Unternehmen wie seines.  Keine Autobahn in der Nähe und die Bundesstraße oft überfüllt. Doch der Altmark den Rücken zu kehren, sei nie eine Option gewesen, im Gegenteil.

Denn wenn Dietrich von Gruben sich nicht um die Geschäfte der Firma kümmert, gehört sein Herz dem Kunsthaus Salzwedel.  Als Stiftungsvorstand stampfte er das Projekt mit  Mitstreitern aus dem Boden. So hat die alte Hansestadt Salzwedel seit 2015 ein eigenes Kunsthaus.  Aus einer alten Mädchenschule und späterem Pionierhaus zu DDR-Zeiten wurde es zu einem Tourismusmagneten. Ausstellungen, klassische Konzerte und Nobel-Restaurant auf 2.000 Quadratmetern.

Bei von Gruben liegt der Fokus zurzeit auf dem Umzug seines Unternehmens. Doch er gibt zu bedenken, auch zur Wende  hätten viele nicht gewusst, was morgen kommt. Aber, so von Gruben: „Kopf hoch, Brust raus und machen." Als Unternehmer dürfe man nicht nur auf den Staat hoffen. Vielmehr müsse man mit frischen Ideen und Taten das Glück selbst in die Hand nehmen. „Wir sind in einer Marktwirtschaft und müssen jetzt Lösungen aus der Krise finden."