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Corona-Krise Hohe Flexibilität zahlt sich jetzt aus

Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen: Das größte Industrieunternehmen der Landeshauptstadt will zurück in die Erfolgsspur.

20.05.2020, 09:46

Magdeburg l Für Britta Hübner ist das Arbeitszimmer ihres Hauses nahe München zur Krisenzentrale geworden. Von Zuhause aus führt sie Magdeburgs größten Industriearbeitgeber durch die Corona-Pandemie. Seit mehr als einem Jahr ist Britta Hübner Geschäftsführerin des Maschinenbauers Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen (FAM).

Corona zwang die gebürtige Ostwestfälin ins Home-Office – von dort spricht sie täglich mit dem Krisenstab des Traditionsbetriebs und koordiniert die Geschäfte des Unternehmens mit rund 1.500 Mitarbeitern. Zur FAM-Gruppe mit Stammsitz in Magdeburg gehören weltweit elf Beteiligungsfirmen. Das Unternehmen konstruiert und fertigt Anlagen für die Gewinnung und Förderung von Mineralien und Rohstoffen.

Und die Geschäfte laufen besser als befürchtet für FAM, auch in der Corona-Krise. Die Firma hat durch frühzeitige Umplanungen und Krisen-Management zwar mit Projektverschiebungen zu kämpfen, sieht aber die Chance, dass die Verluste aufs Gesamtjahr betrachtet geringfügig bleiben. „Wir haben bereits im Februar mit ersten Maßnahmen begonnen, als sich das Ausmaß der Corona-Krise abzeichnete", so Hübner. 

Einige Aufträge können wegen der Corona-Auflagen in anderen Ländern auf den Baustellen nicht plangemäß umgesetzt werden. In Magdeburg, wo rund 700 Mitarbeiter beschäftigt sind, versuche man flexibel zu reagieren und Aufträge um zu priorisieren, sagt Britta Hübner. Aktuell ist nur ein sehr geringer Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit. Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter ließen sich in der Fertigung gut umsetzen, man achte auf die Einhaltung aller behördlichen Auflagen. Aktuell bewerte ein Krisenstab täglich die Lage neu und treffe schnell Entscheidungen.

Der Maschinenbauer aus dem Magdeburger Stadtteil Sudenburg ist 1993 als eines der ersten ostdeutschen Maschinenbauunternehmen privatisiert worden. Die Firma kann auf eine inzwischen mehr als 100-jährige Geschichte zurückblicken. 1908 hatte der Kaufmann Georg Becker in Magdeburg ein Geschäft für Transportgeräte eröffnet und am heutigen Stammsitz die Maschinenfabrik Georg Becker & Co. gegründet.

Die heutige FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH steckt aber seit Monaten in einer Sanierungsphase und will nach millionenschweren Verlusten zurück in die Erfolgsspur. Bereits 2017 hatte FAM damit begonnen, die Sanierung einzuleiten. Mitarbeiter wurden entlassen, es musste gespart werden. FAM war nicht mehr wettbewerbsfähig, das musste sich ändern. Nach dem Einstieg Hübners, die bundesweit als versierte Firmensaniererin gilt, ging es für FAM wieder bergauf. In Magdeburg baut die 47-Jährige unter anderem das Auslandsgeschäft kräftig aus, setzt auf mehr kaufmännische Expertise und Effizienz.

Ob FAM aber tatsächlich gerettet ist, wird sich laut Hübner in diesem Jahr endgültig zeigen. Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf dieses Ziel hat, lasse sich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit sagen. „Wie die Situation für FAM in einigen Monaten sein wird, kann ich heute natürlich nicht verlässlich sagen", so Britta Hübner. Konkrete Zahlen könne man derzeit nicht nennen. Zudem seien Modernisierungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen. Dennoch: Die wirtschaftliche Prognose für FAM ist auch trotz Corona weiter positiv.