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Corona-Krise Kommt die Maskenpflicht für alle?

Österreich führt sie heute ein, Jena nächste Woche: Ärzte der Uniklinik Magdeburg fordern eine Mundschutz-Pflicht auch für Sachsen-Anhalt.

Von Alexander Walter 01.04.2020, 07:02

Magdeburg l Der Chef des Magdeburger Uniklinikums, Hans-Jochen Heinze, fordert eine Mund-Nasenschutz-Pflicht in geschlossenen Räumen öffentlicher Einrichtungen auch in Sachsen-Anhalt. Das müsse mindestens für Mitarbeiter von Altenpflegeheimen, Rettungsdiensten und Kliniken gelten. „Es gibt klare Hinweise, dass die Ansteckungsgefahr durch das Tragen eines Schutzes deutlich verringert wird. Das gilt insbesondere für Räume, die nicht gut gelüftet werden können.“

Österreich hat eine Gesichtsschutz-Pflicht bereits angeordnet. Ab heute sollen Kunden dort vor Supermärkten Masken erhalten, die sie beim Einkauf tragen müssen. Als erste deutsche Stadt zog Jena nach: Ab nächste Woche gilt in öffentlichen Einrichtungen Maskenpflicht.

Der Nutzen ist umstritten: Der Virologe Christian Drosten befürwortet Masken zum Schutz Fremder vor Viren, die vom Träger ausgehen könnten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht indes keinen Mehrwert.

Rechtlich durchsetzbar wäre eine Gesichtsschutz-Pflicht seit vergangener Woche. Der Bundestag hat eine entsprechende Gesetzesreform beschlossen.

SPD-Politiker Karl Lauterbach erklärte, die Auflage wäre in öffentlichen Räumen sinnvoll, wenn es genügend Masken gäbe.

Sachsen-Anhalt plant aktuell keinen solchen Schritt. „Man kann das nur verlangen, wenn man das Material hat“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gestern. Das Tragen eines Schutzes sei aber zu empfehlen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte in der ARD eine „nationale Notfallproduktion“ von Schutzmasken.

Die Knappheit an Masken treibt bereits die Preise in die Höhe. So stieg der Stückpreis für hochwertige FFP-2-Masken binnen weniger Tage von 45 Cent auf 13,52 Euro. Magdeburgs Gesundheitsamtschef Eike Hennig sagte, in Magdeburg liege der Fokus auf Altenpflegeheimen. Diese hätten bei der Ausstattung oberste Priorität. Es gehe darum, Ereignisse wie in Wolfsburg zu verhindern. Dort waren 18 Bewohner eines Heims an Sars-CoV-2 verstorben.

Im Alltag lasse sich ein gewisser Schutz anderer gewährleisten, indem man Mund und Nase abdeckt. „Ein dicht gewebtes Leinentuch hilft mehr als ein Wollschal“, sagte Hennig.

Auch in Jena reichen die Masken nicht. Bürger sind angehalten, diese selbst zu nähen. Unterdessen zeigen die fürs Land beschlossenen Restriktionen offenbar erste Wirkungen.

Der tägliche Zuwachs der Gesamt-infizierten sank von 30 Prozent (Mitte März) auf nun etwa 7 Prozent. Täglich kommen derzeit etwa 50 Neuinfektionen hinzu. Eine Überforderung der Kliniken scheint nicht Sicht. Die Kontakteinschränkungen werden voraussichtlich bis Ende April verlängert. Auch eine Öffnung der Schulen und Kitas ab 20. April ist nicht sicher. „Es gibt erste, leicht positive Effekte, aber wir sind in der Anfangsphase, ein Rückfall wäre fatal“, sagte Haseloff.

Heute wollen die Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das weitere Vorgehen besprechen. Wenn auch Sachsen-Anhalt weniger betroffen ist als andere Regionen, so lehnt Haseloff ab, einseitig Vorgaben zu lockern. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD): „Dennoch denken wir darüber nach, wie wir aus dieser Lage herauskommen. Es ist klar, dass wir diesen Zustand nicht monatelang durchhalten können.“ Seite 4