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Corona-Krise Leere Betten, leere Kassen

Es herrscht Existenzangst: Seit Sonnabend dürfen keine Touristen mehr in den Hotels in Sachsen-Anhalt wohnen.

Von Herbert Spies 23.03.2020, 07:54

Magdeburg l Es ist still im Bördehof. Das inhabergeführte Hotel in Barleben-Ebendorf ist leer. „Bis Ende April sind alle Tagungen und fast alle Familienfeiern bei uns storniert. Täglich gibt es neue Absagen, auch schon für Juli und August“, sagt Mitinhaberin Wilma Wischeropp mit leiser Stimme. Das Hotel hat 50 Zimmer, gut 20 Angestellte arbeiten dort.

Die Anordnung der Landesregierung, alle Hotels in Sachsen-Anhalt für Touristen zu schließen, klammert die Geschäftsreisenden ausdrücklich aus. Doch auch diese sind fast gar nicht mehr unterwegs, weiß die Hotelchefin: „Entweder sie dürfen auf Anordnung ihrer Firma nicht mehr reisen, oder ihre Kunden hier in der Region untersagen ihnen die Besuche.“ Gleichgültig, wehalb: Die Betten und die Plätze im Restaurant sind leer. Und bleiben es wohl auch auf unbestimmte Zeit.

„Ich bin Einzelkämpferin“, sagt Wilma Wischeropp und es klingt beinahe trotzig. Sie hat keinen Rückhalt einer großen Hotelkette. „Ich mache jetzt Krisenmanagement“, meint sie und erläutert: „Wir haben ab heute Kurzarbeit, ich hoffe sehr, dass ich niemand entlassen muss.“ Auch im Maritim-Hotel in der Magdeburger Innenstadt sind die Sorgen aufgrund der Corona-Krise groß. „So eine Situation haben wir zuvor noch nie erlebt, alle Veranstaltungen sind abgesagt und wir haben kaum noch Gäste im Haus“, sagt Direktorin Andrea Imwalle. Die Einbußen seien bereits beträchtlich. Die negativen Auswirkungen spürt auch der Geschäftsführer des Ratswaage-Hotels. Auch hier, heißt es, seien kaum noch Zimmer vermietet. „Solche Ausfälle wird niemand abfangen können“, sagt Detlef Dahms und fordert: „Nur, wenn die Wirtschaft Liquiditäten in Form von Soforthilfemaßnahmen zur Verfügung gestellt bekommt, kann die Existenz der Gastgeber garantiert werden.“

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Sachsen-Anhalt verfolgt die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge. Insgesamt 39 095 Hotelbetten gibt es in Sachsen-Anhalt. „Es herrscht Existenzangst. Ostern bringt für viele Betriebe den ersten Geldregen in die vom Winter leeren Kassen. Das fällt in diesem Jahr aus“, sagt Dehoga-Präsident Michael Schmidt, der selbst in Naumburg zwei Hotels betreibt.

Und noch etwas beunruhigt ihn. Einige Hoteliers schließen, weil die Einnahmen ohnehin ausbleiben. Andere wiederum versuchen weiterhin, Zimmer zu vermieten. „Und diese trifft dann die Missgunst derer, die schließen“, hört Schmidt in vielen Gesprächen von seinen aufgebrachten und enttäuschten Kollegen im Land.

„Ich weiß nicht , wie es weitergeht. Die Ungewissheit ist das Schlimmste“, sagt Wilma Wischeropp, die Mitinhaberin des Bördehofs in Barleben-Ebendorf.

Dehoga-Präsident Schmidt fasst die Auswirkungen Corona-Krise so zusammen: „Das ist wie ein Kollaps, der sich über das Land schiebt.“