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Coronavirus So viele Jobs kostet die Krise wirklich

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt schwer getroffen.

Von Alexander Walter 28.07.2020, 01:01

Magdeburg l Seit Beginn der Eindämmungsmaßnahmen im März sind mehr als 19.000 Jobs weggefallen. Experten rechnen mit einer Erholung erst in ein bis zwei Jahren. Die vollständige Berichterstattung finden Sie in unserem E-Paper.

Die Covid-19-Pandemie hat die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt stark steigen lassen. Von 7,1 Prozent im März nahm sie bis Juni auf 8,1 Prozent zu. Experten der Agentur für Arbeit haben nun die direkten Effekte der Pandemie auf den Arbeitsmarkt im Land berechnet.

1,7 Prozent der aktuellen Arbeitslosenquote lassen sich demnach direkt auf die Corona-Krise zurückführen. „Wir müssen konstatieren, dass von den 90.600 Arbeitslosen im Land über 19.000 ihren Job wegen der Corona-Krise verloren haben“, sagte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit. Bundesweit sind es gar 640.000.

Regional melden der Landkreis Stendal (+2,2 Prozent), der Harz (+2,1 Prozent) sowie die Großstädte Magdeburg und Halle (je +2,0 Prozent) den höchsten Anstieg an Arbeitslosen infolge der Corona-Krise. Glimpflicher kamen bislang Dessau-Roßlau (+1,4 Prozent), Jerichower Land (+1,3) sowie der Kreis Wittenberg (+1,2) davon.

Beim Blick auf die Branchen hat es das Gastgewerbe mit Abstand am härtesten getroffen: Von April bis Juni registrierte die Agentur landesweit 1518 neue Arbeitslose, eine Zunahme von 104 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (744, siehe Grafik Seite 2). Agentur-Geschäftsführer Behrens sagte: „Die Corona-Krise hat auf dem Arbeitsmarkt für eine Ausnahmesituation gesorgt.“ Erste Signale zeigten, dass sich die Situation erst einmal stabilisiert hat. Im Herbst könnte die Arbeitslosigkeit erstmals wieder sinken – vorausgesetzt es gibt keine zweite Infektionswelle mit erneutem Lockdown, so Behrens.

Dennoch werde es weitere Insolvenzen und Entlassungen geben. Was die Arbeitslosigkeit angeht, habe die Krise das Land auf den Stand von 2017/18 zurückgeworfen. „Wir müssen davon ausgehen, dass es ein oder zwei Jahre brauchen wird, bis wir wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben.“

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sprach von einer harten Belastungsprobe für die Wirtschaft. Dass sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit „noch vergleichsweise im Rahmen hält, haben wir vor allem der Kurzarbeit zu verdanken“, sagte er. Tatsächlich war die Zahl der Kurzarbeiter im Land zwischen Januar und März von knapp 2000 auf mehr als 53.300 nach oben geschnellt.

Zum vergleichsweise milden Verlauf der Krise beigetragen haben dürfte nach Einschätzung Willingmanns auch das Soforthilfeprogramm „Sachsen-Anhalt Zukunft“. Gut 36.000 Firmen hätten mehr als 280 Millionen Euro an Zuschüssen erhalten, um Insolvenzen und Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Mit Blick auf den Herbst sprach der Minister von positiven Zeichen in Industrie, Handwerk und Handel. Schwierig bleibe die Lage in der Veranstaltungswirtschaft. Neben der Suche nach pandemietauglichen Konzepten für Großveranstaltungen sei es jetzt wichtig, dass Überbrückungshilfen des Bundes schnell fließen.