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Cyber-Kriminelle Daten-Diebe verursachen hohe Schäden

Mehr als 2000 Straftaten durch Cyber-Kriminelle zählten die Ermittler in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr.

17.08.2016, 23:01

Magdeburg l Am Dienstag nahmen die Ermittler im hessischen Marburg den Mann fest, der den Amokläufer von München mit der Tatwaffe versorgt haben soll. Die Pistole hatte der Täter zuvor im sogenannten Darknet bestellt, einem anonymen Teil des Internets, der als Tummelplatz für Kriminelle gilt. „Jedes virtuell erworbene Gut muss in die reale Welt transportiert werden. Das bringt für die Polizei Ansatzpunkte“, sagte der Direktor des Landeskriminalamtes, Jürgen Schmökel, am Mittwoch in Magdeburg.

In Sachsen-Anhalt haben seine Ermittler im vergangenen Jahr 2047 Fälle von Cyber-Kriminalität aufgedeckt, 62 Straftaten mehr als im Vorjahr. Das geht aus einer Statistik der Behörde hervor. Einen deutlichen Anstieg habe es bei der Manipulation von Guthabenkarten, dem Identitätsdiebstahl sowie dem Nachmachen von Webseiten und E-Mails gegeben. Dabei verursachten die Täter Schäden in Höhe von 956.753 Euro (2014: 782.698 Euro). Geschädigte waren vor allem Privatpersonen, in Sachsen-Anhalt sind von Cyber-Attacken aber auch 475 Unternehmen betroffen gewesen – etwas weniger als noch 2014.

„Die Dunkelziffer ist viel höher. Wir gehen davon aus, dass auf einen angezeigten Fall bis zu 150 Delikte kommen, die nicht bis zur Polizei vordringen“, erklärte Schmökel. Aktuelle Studien aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern würden diese Annahme untermauern, so der LKA-Chef.

Die Aufklärungsquote der Internet-Straftaten lag im vergangenen Jahr bei 43,5 Prozent. Ein Erfolg für die Ermittler: 2014 konnte die Polizei nur in rund einem Drittel der Fälle den Täter fassen. Cyber-Kriminalität stellt die Justiz vor große Herausforderungen. Die Täter verschleiern im Internet ihre Identität. Zudem wachsen die Angriffe aus dem Ausland. Seit 2012 ist die Bekämpfung der Cyber-Kriminalität in Sachsen-Anhalt in einer Stabsstelle gebündelt. 50 Mitarbeiter fahnden beim LKA nach den Internet-Tätern.

Eine seit Jahren geforderte Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Cyber-Kriminalität wird es in Sachsen-Anhalt hingegen nicht geben. „Dafür ist unser Bundesland zu klein“, so Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad zur Volksstimme. Allerdings werden ab sofort in jeder der vier Staatsanwaltschaften in Dessau-Roßlau, Halle, Magdeburg und Stendal zwei Spezialisten in einem Dezernat zusammengezogen.

Im Land sind im vergangenen Jahr auch die Straftaten angestiegen, bei denen das Internet nur Mittel zum Zweck war – etwa bei Betrug auf Online-Handelsplattformen, Kinderpornografie oder dem illegalen Herunterladen von Musik und Filmen. Hier zählten die Ermittler 11.500 Fälle, sieben Prozent mehr als noch 2014.