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DAK-Report Jedes dritte Kind ist chronisch krank

Die auf Sachsen-Anhalt bezogenen Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports sind alarmierend: Fast jedes dritte Kind ist chronisch krank.

Von Janette Beck 13.03.2019, 00:01

Magdeburg l Der neue Kinder- und Jugendreport der DAK zeigt überraschende Unterschiede zwischen Land und Stadt: Stadtkinder in Sachsen-Anhalt sind anders krank als Gleichaltrige vom Land. Sie leiden häufiger unter Karies (+ 115 Prozent) und sind stärker von Viruserkrankungen (+ 33 %) und Verhaltensstörungen (+ 15 %) betroffen. Landkinder hingegen haben häufiger eine Allergie (+ 38 %) oder leiden unter einer Depression (+ 19 %).

Laut Steffen Meyrich, Leiter der DAK-Landesvertretung, gibt es weitere, „teilweise alarmierende“ Zahlen fürs Land: So gibt es einen hohen Anteil an Kindern, die chronisch krank sind. Mehr als jedes dritte ist betroffen – Jungen häufiger (34 Prozent) als Mädchen (31 %). Es gehe um Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis, erklärt Meyrich: „Jede Familie, die davon betroffen ist, weiß, wie sehr diese Erkrankungen den Alltag für Kinder und Eltern beeinträchtigen können.“

Besorgniserregend sei auch, dass fast jedes zehnte Kind an einer psychischen Erkrankung leidet, die pozentiell chronisch verläuft. Auch hier sind Jungen häufiger betroffen (11 %) als Mädchen (7 %). Atemwegserkrankungen stehen auf Platz 1 der häufigsten Erkrankungsarten im Kindesalter (siehe Infokasten). Zwei Drittel aller Jungen und Mädchen in Sachsen-Anhalt liegen einmal pro Jahr mit einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis flach.

Muskel-Skelett-Probleme sind ebenfalls häufig. Fast jedes fünfte Kind hat einmal im Jahr eine solche Diagnose. 6,0 Prozent aller Jungen und 8,6 Prozent aller Mädchen ab 12 Jahren wurden aufgrund von Rückenbeschwerden ärztlich behandelt. „Diese Zahlen haben mich nachdenklich gestimmt und mir bewusst gemacht, wie wichtig in dem Alter Bewegung und Sport sind“, betont der 42-jährige Familienvater. Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp fünf Prozent davon betroffen.

Kinder in Sachsen-Anhalt sind vergleichsweise kränker als im Bundesdurchschnitt: Mehr als doppelt so oft wird Neurodermitis diagnostiziert (+ 58 Prozent). Zudem wurden sie häufiger aufgrund einer akuten Bronchitis (+ 41 %) oder Depressionen (+ 20 %) behandelt. Beispielsweise wurden 27 Prozent mehr Fälle von Schulangst als im Bundesdurchschnitt dokumentiert. Deutlich häufiger sind aber auch starkes Übergewicht (plus 39 Prozent) und schlechtere Zähne. Bei Karies dokumentiert der Report 34 Prozent mehr Behandlungsfälle .

Das schlägt sich nicht zuletzt in höheren Versorgungskosten nieder, erläutert der DAK-Landeschef Meyrich mit Blick auf die Gesamtkosten von 14,7 Millionen Euro im Jahr für die Kindergesundheit im Land: „Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben lagen mit 1125 Euro in Sachsen-Anhalt 20 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 939 Euro.“

Aber, es gibt auch gute Nachrichten im Bundesvergleich: Sachsen-Anhalts Kinder wurden seltener wegen Allergien behandelt (- 16 %). Auch Augenerkrankungen wie Kurz- oder Weitsichtigkeit (- 23 %) waren weniger häufig.

Der Report hat neben regionalen aber auch bundesweite Ergebnisse zur Familiengesundheit geliefert. Wichtigste Erkenntnis hierbei: Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen und bildungsfernen Elternhäusern sind gesundheitlich benachteiligt. Sie sind oft dicker (+ 247 Prozent), haben mehr Karies (+ 278 %) oder psychische Probleme (+ 45 %).

Im Auftrag der DAK Gesundheit hatte die Uni Bielefeld für den deutschlandweiten Kinder- und Jugend-Report Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkasse aus dem Jahr 2016 von allen bei ihr versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren analysiert. In Sachsen-Anhalt waren das 13 034 Mädchen (48,6 Prozent) und Jungen (51,4 %). Von ihnen waren laut Report 93 Prozent wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. „Damit ist der Querschnitt sehr groß. Wir verfügen jetzt über einen Datenschatz, auf dem wir unsere künftigen Programme aufbauen und die Effizienz der Maßnahmen überprüfen können“, freut sich der Gesundheitsexperte, dass „Pionierarbeit“ geleistet worden ist.

Jetzt gelte es, am Ball zu bleiben, den Ursachen auf den Grund zu gehen und nach Lösungswegen zu suchen. „Die Kinder sind unsere Zukunft. Ihre Gesundheit muss in den Vordergrund der politischen Diskussion gerückt werden“, so Meyrich, der erste Schlüsse aus dem Report zieht: „Da Kinder besser zu erreichen sind als Eltern, braucht es Konzepte von der Kita an.“ Mit der Umsetzung will die DAK nicht lange warten: „Noch in diesem Jahr wollen wir unserem Präventionsprogramm ,fit4future‘ auf weiterführende Schulen ausweiten und ab 2020 auch an Kitas gehen.“

Der Kommentar "Vorbeugen statt heilen" zum Thema.

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