Heim des Ehepaars Lahne im Elbe-Havel-Land ist einsturzgefährdet Das sechste Fluthaus wird abgerissen
Kabelitz l Etliche Häuser im Elbe-Havel-Land, in die im Juni das Fischbecker Deichbruchwasser geflossen ist, müssen abgerissen werden. Fünf Eigenheime sind bereits dem Erdboden gleich gemacht, nun rückt bei Ehepaar Lahne in Kabelitz der Abrissbagger an.
"Dabei waren wir noch so optimistisch, dass bald wieder alles gut wird. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen den anderen Betroffenen gegenüber, weil die Wohnung selbst ja trocken geblieben war", berichtet Herta Lahne. Als sie und ihr Ehemann Fritz zwei Wochen nach der Katastrophe nach Hause zurückkamen, hatte das Wasser den Keller geflutet und ein Loch von einem Meter Durchmesser in die Kellerwand gerissen. Das war schnell zugemauert. Um den Riss in der Wand des 160 Jahre alten Bauernhauses machte sich das Ehepaar noch nicht allzu große Sorgen.
Der Gutachter hingegen ja. Und er sollte Recht behalten. Er wurde länger und breiter, "und es kamen immer mehr Dinge zum Vorschein: Dellen in den Lehmwänden, der Fußboden gab nach, an den Türrahmen bildeten sich Risse und im Bad klaffte zwischen Decke und Wand ein Spalt", zählt die 62-jährige Bankangestellte, die am Jahresende in den Ruhestand geht, auf. Ende September sehen Lahnes ein, dass dem Haus nur der Abriss bleibt. Hundert Meter entfernt steht ein Haus leer, in das sie sich einmieten.
Schwer finden sich Lahnes mit dem Gedanken ab, noch einmal neu anfangen zu müssen, "aber es hilft ja nichts. Auch wenn das komisch klingt: Ich bin fast froh, wenn das Haus weg ist, dann können wir einen Schlussstrich ziehen und nach vorn blicken."
Ende der Woche rückt der Abrissbagger an. Mit dem Haus verschwinden all die Erinnerungen an das Zuhause, das die Großeltern von Herta Lahne gebaut hatten. Auch ihre Schwester Doris, die in Kabelitz aufgewachsen ist und in Schönhausen lebt, ist stark von der Flut betroffen.
Im Frühling, so hoffen Lahnes, beginnt der Bau eines neuen, kleinen Häuschens an gleicher Stelle. Finanziert werden soll es über die Wiederaufbauhilfe des Bundes, Eigenmittel und Spenden.
Lahnes Haus ist nicht das letzte, das dem Abrissbagger zum Opfer fallen wird.