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Debatte Dalbert zofft sich weiter mit Waldbesitzern

Ein Brief des Ministeriums an den Landesforstbetrieb und das Landeszentrum Wald heizt den Zoff zwischen Dalbert und den Waldbesitzern an.

Von Alexander Walter 20.03.2019, 00:01

Magdeburg l Im belasteten Verhältnis zwischen Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) und Waldverbänden stehen die Zeichen erneut auf Konflikt. Aktueller Anlass: Ein Brief des Ministeriums an den Landesforstbetrieb und das Landeszentrum Wald. Beide Einrichtungen unterstehen dem Ministerium.

Im Schreiben informiert Dalberts Behörde die für die Waldbewirtschaftung zuständigen Betriebe formal über das weitere Verfahren im „Umgang mit Verbänden und Vereinen“ in Sachsen-Anhalt. Um ressourcenschonend zu agieren, sei vor einer Teilnahme an Verbands-Veranstaltungen das dienstliche Interesse zu prüfen, heißt es im Brief. Das Vorgehen gilt generell. Mit Blick auf einen Verband wird das Schreiben dann aber doch konkret: An der Jahreshauptversammlung des Waldbesitzerverbands am 27. April in Dessau dürfen demnach ausdrücklich nur die Direktoren der Forstbetriebe oder deren Stellvertreter teilnehmen. „Ein dienstliches Interesse an der Teilnahme weiterer Mitarbeiter besteht nicht“, heißt es im Brief.

Für den Waldbesitzerverband als Stimme der Waldbesitzer im Land ist der Schritt ein Affront: „Der Erlass des Ministeriums will die gute Beziehung zwischen Waldbesitzern und staatlicher Forstverwaltung beenden“, sagte Verbandschef Franz zu Salm-Salm. Bisher sei es gute Sitte, dass zahlreiche Förster an den Jahrestreffen teilnehmen. Das sei sinnvoll, betonte Salm-Salm. Viele Waldbesitzer ließen ihre Bestände durch die Forstbetriebe bewirtschaften. „Die Teilnahme ist Kundenpflege und Gelegenheit zum Austausch.“

Das Ministerium wies Kritik am Dienstag zurück: „Die öffentliche Verwaltung behandelt alle Verbände und Vereine entsprechend dem Grundgesetz gleich“, sagte Sprecherin Jenny Schwarz. Selbstverständlich sei es Forstmitarbeitern freigestellt, außerhalb der Dienstzeit an Versammlungen teilzunehmen.

Der Vorgang ist der jüngste in einer Reihe von Streitpunkten zwischen Dalbert und land- und forstwirtschaftlichen Verbänden im Land. Erst im Februar hatte Dalbert die Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) bei öffentlichen Veranstaltungen wegen der Veröffentlichung eines umstrittenen Videos bei Facebook beendet.

Gerade auch das Verhältnis zwischen Dalbert und Waldbesitzerverbands-Chef Salm-Salm gilt als zerrüttet. Bei einer Demonstration hatte Salm-Salm der Ministerin zuletzt vorgeworfen, im „Stil einer Autokratin“ zu agieren. Ein Grund für den Ärger: Nach Millionenschäden in den Wäldern durch Wetter und Käfer fühlen sich die Waldbesitzer vom Land im Stich gelassen. Die Holzpreise sind im Keller, in vielen Wäldern bleiben die Stämme liegen.

Aus der CDU mehren sich derweil Signale, die beide Seiten zu einer kompromissorientierteren Gangart auffordern. „Was da passiert, tut dem Land überhaupt nicht gut“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht. Auch Frau Dalbert sollte das Gespräch mit ihren Kritikern suchen. Ministerpräsident Reiner Haseloff schaltet sich ein: Beim Treffen des forstwirtschaftlichen Beratungsgremiums „Landesbeirat Holz“ am 27. März, in dem neben Dalbert auch der Waldbesitzerverband sitzt, will er ein Zeichen der Vermittlung setzen. Dalbert sagte gestern: „Ich freue mich auf die Sitzung.“ Ziel sei es, die Holzwirtschaft mit Hilfe eines Visionspapiers zukunftsfest aufzustellen. Auch die Bewältigung der Sturm- und Käferschäden 2018 soll Thema sein, allerdings erst als letzter Punkt.

Der Kommentar "Die Strategie überdenken" zum Thema gibt es hier.