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Freiwillige Feuerwehr Tornitz/Werkleitz muss helfen, als andere Boxen gucken Der besondere Feuerwehreinsatz: Geocacher fällt vom Baum, Retter fahren sich fest

Von Thomas Linßner 22.02.2012, 05:25

Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es am vergangenen Sonntag zu einem nicht alltäglichen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Tornitz/Werkleitz. Kurz nach Mitternacht war jemand vom Baum gefallen.

Tornitz l Das Szenario: Es ist der 19. Februar. Um 1.08 Uhr jaulen im Doppeldorf die Sirenen. Bei den Kameraden der Wehr schrillt die Telefonalarmierung, machen sich die Funkalarmempfänger (Pieper) energisch bemerkbar. Der Einsatzcode lautet "H 147 Seehof". Also die 147. Hilfeleistung dieses Jahres im Salzlandkreis.

Was ist geschehen? Verkehrsunfall? Ist jemand blitzeblau in den Graben gefahren. Oder hat etwa jemand wieder die Schranke in Grube Alfred ignoriert?

Die ausrückenden Kameraden staunen nicht schlecht, als ein Rettungswagen (RTW) ihre Hilfe braucht.

Im Fernsehen wird gerade der Klitschko-Sieg gefeiert, dem sich bei der nachfolgenden Pressekonferenz eine wilde Prügelei zwischen dem früheren Box-Weltmeister David Haye und Dereck Chisora anschließt. Doch das können weder die Feuerwehrleute, noch die Rettungssanitäter und auch nicht ein paar Geocacher sehen, weil sie sich am Seehof tummeln.

Liebe Leser, Sie wissen nicht was Geocaching ist? Bevor die Geschichte weiter erzählt wird, muss dies mit einer Klammer aufgeklärt werden. (Geocaching ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnipseljagd. Die Verstecke werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden.)

"Geocaching? Ich musste erst mal googlen, um zu wissen, was das überhaupt ist. Wir haben früher Schnipseljagd mit Zeitungsfetzen gemacht. Am Tage!"

Was normalerweise am Tage geschieht. Ein paar ganz unerschrockene Schnipseljäger suchen in diesem Fall die Botschaft nach Mitternacht am Seehof. Das Logbuch sowie verschiedene kleine Tauschgegenstände sind auf einem Baum versteckt.

Der Leser ahnt es: Es kommt also, wie es kommen muss. Der Geocacher fällt vom Baum und ist verletzt.

Ein Rettungswagen (RTW) wird angefordert und erscheint kurz darauf.

Es erfolgt die Erstversorgung des elektronischen Schnipseljägers. Alles im Lot. Doch dann: Als der RTW wieder los will, macht er sich auf dem Acker fest. Der Frost ist raus aus der Erde, der Matsch da.

Jetzt kommt die Feuerwehr ins Spiel. Anruf der Rettungssanitäter bei der Leitstelle. Hier wird das ganze Programm ausgelöst: Sirene, Pieper, Telefon. Klitschko feiert, die Fans machen sich vor dem Fernseher das fünfte Bier auf, doch die Feuerwehr muss raus.

Wenige Minuten später rasen 19 Kameraden über die holprige Kopfsteinpflasterstraße von Tornitz zum Seehof. Dort angekommen schieben sie mit viel Muskelkraft den Rettungswagen von der Wiese. In dem der Geocacher gut versorgt liegt und staunt, was nachts am einsamen Seehof so alles los sein kann.

Als die Kameraden eine Stunde später wieder im Bett liegen, will sie dieser bizarre Einsatz nicht gleich loslassen. Was es nicht alles gibt. Leute, die mit Hilfe von Navigationsgeräten nachts irgendwelche Schachteln in Bäumen suchen...

Einer der Werkleitzer Feuerwehrmänner wird am Tag darauf gestehen: "Geocaching? Ich musste erst mal googlen, um zu wissen, was das überhaupt ist. Wir haben früher Schnipseljagd mit Zeitungsfetzen gemacht. Am Tage!"