Michael Göhring ist einer von bundesweit 18 Fanclub-Betreuern der DFB-Nationalmannschaft Der Weg zu Özil & Co. führt über Rogätz
In wenigen Wochen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Für Michael Göhring aus Rogätz (Bördekreis) ein Großereignis. Denn er ist seit kurzem einer von bundesweit 18 Fanclub-Betreuern des DFB-Teams.
Rogätz l Wenige Wochen vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat der offizielle DFB-Fanclub der deutschen Fußballnationalmannschaft einen Fanclub-Betreuer für das nördliche Sachsen-Anhalt und zwei niedersächsische Landkreise eingesetzt: Michael Göhring aus Rogätz im Bördekreis. "Ursprünglich wurden die Fans aus unserer Region von der Sektion Mitteldeutschland aus Sachsen betreut. Ein Ansprechpartner in unserer Region soll die Betreuung nun vereinfachen", erzählt der junge Mann.
Den DFB-Fanclub gibt es seit 2003. Er hat bundesweit inzwischen knapp 50000 Mitglieder. Gegen eine jährliche Gebühr (Infokasten) erhalten Fußballfans exklusiven Zugang zu Eintrittskarten und können sich besser zu Reisegemeinschaften zusammenschließen. Die Betreuer helfen ihnen dabei. Diese 18 regionalen Betreuer des Fanclubs kommen viermal im Jahr in Frankfurt/Main beim DFB zusammen. "Dort sprechen wir organisatorische Themen ab, treffen Sponsoren und Sicherheitsbeauftragte. Wir tauschen uns aber auch darüber aus, wo es freie Plätze in Bussen oder Unterkünften gibt", erzählt der 23-Jährige.
Fanclub-Betreuer für das nördliche Sachsen-Anhalt und angrenzende Landkreise in Niedersachsen ist Michael Göhring erst seit Mitte Januar. Fanclub-Mitglied wurde er bereits zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz. Der damals 19-Jährige erlebte das tolle Gemeinschaftsgefühl der deutschen Fans hautnah und mit einer Trommel vor dem Bauch bei den Spielen in Wien. Untergebracht waren die Fußball-Fans dort in einer umfunktionierten Lagerhalle mit Doppelstockbetten. "Wie da Fans von Dresden, München oder Köln gemeinsam gegrillt und Fußball gespielt haben. Das war eine unglaublich tolle Stimmung", erinnert er sich.
Seither reist er immer wieder zu den Spielen des DFB-Teams, wenn ihm Job und Familie genug Zeit lassen. Etwa zehn Spiele besucht er jährlich. So war er zum Beispiel beim WM-Qualifikationsspiel 2009 gegen Russland in Moskau mit dabei. Zur WM nach Südafrika ist er aber nicht gereist. Göhring: "Das überstieg dann doch etwas meine finanziellen Möglichkeiten."
Beruflich arbeitet der Fanclub-Betreuer als Elektroniker in einem großen Unternehmen der Region. Aus seinem Fanclub-Betreuer-Dasein macht er "keine große Sache", wie er sagt. "Das ist ja eine rein ehrenamtliche Tätigkeit. Und ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt. Wer Kontakt zu mir aufnehmen möchte, findet mich über die Fanclub-Internetseite", sagt er.
Freizeitsport in der dritten Kreisklasse
In seiner Freizeit spielt der 23-Jährige natürlich auch selbst Fußball. Für den SV Concordia Rogätz dribbelt der Mittelfeldspieler durch die dritte Kreisklasse. Und er reist gern - bevorzugt mit Fußballfreunden. "Moskau, Budapest, Brüssel, Istanbul - wir waren inzwischen schon in vielen Städten." Mit "Wir" meint der Fanclub-Betreuer nicht nur Fans aus Sachsen und Thüringen. Auch aus seinem unmittelbaren Bekanntenkreis in Rogätz, Angern und Zielitz konnte er schon viele Mitreisende gewinnen. "Wir waren schon mit 72 Leuten in einem Schulbus ohne großen Komfort nach Berlin zum Türkei-Spiel unterwegs. Das war vielleicht die lustigste Busfahrt, die ich jemals erlebt habe", erzählt er schmunzelnd.
Den Fanclub-Betreuern kommt aber auch die nicht ganz einfache Aufgabe zu, im Blick zu haben, dass nicht die "falschen" Fans im Bus sitzen. Göhring: "Das wird sich im Einzelfall nie ganz verhindern lassen. Solche Leute fahren beim nächsten Mal nicht mehr mit. Auf irgendwelche Kahlköpfe, die nur Stunk machen und herumsaufen wollen, hat niemand im Bus wirklich Lust. Zum Glück war das bisher die große Ausnahme."
Fanlandschaft war lange unorganisiert
Fanclubs von Vereinsmannschaften gibt es schon lange. Bei der Nationalmannschaft war die Fanlandschaft dagegen jahrelang weitgehend unorganisiert. Die Einrichtung eines nationalen Fußballfanclubs hat sich der DFB in den Niederlanden und England bei den dortigen Verbänden abgeschaut. Vor allem mit Blick auf die WM 2006 im eigenen Land sollte sich die Fankultur verbessern. 2003 kam es schließlich zur Gründung des DFB-Fanclubs. Ziel war es, die "wahren" Fans enger in das Geschehen rund um die Spiele zu integrieren.
Die DFB-Fanclubmitglieder nutzen zum Beispiel die Möglichkeit zum direkten Austausch in regionalen Diskussionsforen im Internet. Sie können sich so zusammenfinden, etwa um bei Spielen der Nationalmannschaft Fahrgemeinschaften zu bilden. Für Reisen mit dem Nationalteam ins Ausland hält der Fanclub exklusive Reiseangebote parat und unterstützt die Mitglieder bei der Organisation von preiswerten Unterkünften. In Stadien verabreden sich Fanclub-Gruppen, um mit gemeinsamen Choreografien Stimmung zu machen.
Der vielleicht wichtigste Grund, ein Fanclub-Mitglied zu werden, ist aber der direkte Ticketdraht zum DFB. Fanclub-Mitglieder bekommen exklusiven Zugang zu Eintrittskarten bei Spielen des deutschen Teams überall auf der Welt. Der DFB verkauft Tickets aus seinem Kontingent zum Beispiel bei Welt- und Europameisterschaften direkt an die Fanclub-Gemeinschaft. So gibt es derzeit für die Clubmitglieder noch Restkarten für die drei Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine.
Mit dem Bus nach Polen und in die Ukraine
Natürlich ist auch Michael Göhring aus Rogätz bei der EM mit dabei. "Ich freue mich schon riesig auf den Moment, wenn es endlich losgeht." Die Reisevorbereitung hat schon im Sommer 2011 begonnen. Zu seiner Bus-Truppe gehören Fans aus ganz Mitteldeutschland. "Wir sehen nicht nur die Deutschland-Spiele, sondern auch mehrere andere Spiele, zum Beispiel England gegen Schweden."
Die Reise ist nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein Kultur- und Freizeittrip in das weitgehend unbekannte Osteuropa. Zur Reise gehört eine Infotour in die Nähe des ehemaligen Kernkraftwerkes von Tschernobyl und auch ein einwöchiger Badetrip an die polnische Ostseeküste. Die insgesamt dreiwöchige Tour mit Eintrittskarten der preiswertesten Kategorie und einfachen Unterkünften wird knapp 2000 Euro kosten. "Vielleicht hat ja noch jemand spontan Interesse. Ein paar Leute bekommen wir noch unter", bietet Fanclub-Betreuer Michael Göhring an.