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Dommuseum Entführung der Magdeburger Königin nach Halle

Vor zehn Jahren löste der sensationelle Fund des Bleisarges von Editha einen politischen Streit aus.

Von Grit Warnat 13.11.2018, 00:01

Magdeburg l Wenn jetzt der Bleisarg der Editha im Dommuseum Ottonianum dauerhaft zu sehen ist, dann können sich sicher noch viele Magdeburger an den handfesten Streit um ihre Gebeine erinnern.

Im November 2008, genau vor zehn Jahren, war Edithas Grab im Magdeburger Dom geöffnet worden. Der damalige Domprediger Giselher Quast sah darin eine Störung der Totenruhe. Der „Volksstimme“ sagte er damals, er habe dagegen interveniert. Aber der Dom-Eigentümer, die Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt, habe anders entschieden. Nach der Öffnung sei die Gemeinde von der Stiftung zum Stillschweigen „vergattert“ worden. Zwei Monate später wurde das Ganze erst bekannt.

Quast war wahrscheinlich einziger Magdeburger Zeuge dieser Graböffnung. Die agierenden Wissenschaftler kamen alle vom Hallenser Landesamt für Archäologie und von der Martin-Luther-Universität Halle. Der Bleisarg wurde auch nach Halle gebracht. Der Sensationsfund sollte untersucht werden. Damals wusste keiner, ob es sich um die sterblichen Überreste einer Frau, geschweige denn derer der Königin Editha handelte. Doch für viele Magdeburger war es eine heimliche Entführungsaktion, die darin gipfelte, dass die Magdeburger Editha auch noch in Halle präsentiert wurde.

Editha war damals sogar Thema im Landtag. Die SPD im Parlament sprach von einer „kulturellen Instinktlosigkeit“. Die Linke nannte das Vorgehen „unsensibel und unangemessen“. Der Magdeburger Stadtrat schimpfte in einer Erklärung von einer „Ignoranz und Arroganz gegenüber der Landeshauptstadt, wie es sie so vorher noch nicht gab.“ Letzlich hatte Landesarchäologe Harald Meller Kommunikationsfehler eingeräumt, diese bedauert und sich entschuldigt.

Die Folge: Das Interesse an der Königin war stark gestiegen. Heute kann man sagen, der Fund hat einen gewissen Schub geleistet für das Dommuseum. Wenn es die „Entführung“ nicht gegeben hätte, wäre das Projekt „Ottonianum“ wohl nicht verwirklicht worden, sagte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) beim Festakt zur Eröffnung des Museums am 3. November.

Seit 2010 sind Edithas Gebeine in einem Titansarg beigesetzt. Gestaltet hat ihn die Dresdner Bildhauerin Kornelia Thümmel. Sie hatte den von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ausgelobten Wettbewerb gewonnen. Die Inschrift lautet: „Dieser Sarg enthält die sterblichen Überreste der Königin Editha, Gattin Ottos des Großen, erneut beigesetzt Anno Domini 1510, wiederentdeckt durch archäologische Ausgrabungen im Jahre 2008 und nun abermals bestattet im Jahre 2010.“