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Drogen Mehr Crystal-Konsumenten suchen Hilfe

Immer mehr Konsumenten der Droge Crystal in Sachsen-Anhalt suchen Suchtberatungsstellen auf.

17.06.2018, 17:06

Magdeburg/Halle (dpa) l Die Suchtberatungsstellen in Sachsen-Anhalt werden immer häufiger von Crystal-Konsumenten aufgesucht. Im Jahr 2017 waren es rund 1700 Frauen und Männer, 2016 etwa 1560, wie die Leiterin der Landesstelle für Suchtfragen, Helga Meeßen-Hühne, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg sagte. "Das ist eine gute Nachricht. Crystal-Konsumierende erwarten zu Recht Hilfe in den Beratungsstellen."

Einerseits seien die Berater offenbar gut auf die Klientel eingestellt, andererseits hätten die Kommunen die Anlaufstellen personell nicht aufgestockt. Inwieweit Kapazitäten für andere Drogenkonsumenten fehlten, ist nicht klar, weil die komplette Statistik noch nicht vorliegt.

Ob die steigende Zahl Hilfesuchender mit einer womöglich wachsenden Zahl Crystal-Konsumenten zusammenhängt, ist Meeßen-Hühne nicht zu sagen. "Von diesen Trends haben wir keine Ahnung." Es gebe nur Schlaglichter und keine Konsumdaten-Erhebung über verschiedene Zeitpunkte; das sei bei Alkohol und Tabak genauso.

Überrascht habe sie allerdings das Ergebnis einer Erhebung in Schulen in Halle und dem Saalekreis, wo 3865 Fragebögen aus 102 Schulen ausgewertet worden seien. Unter anderem sei dabei herausgekommen, dass ein Drittel der Schüler jemanden im engeren Umkreis kennt, der Crystal nimmt. "Wir haben eine viel größere Zugriffsnähe als wir dachten, zumindest in bestimmten Regionen", sagte Meeßen-Hühne.

Viele Crystal-Konsumenten, die in den Beratungsstellen Hilfe suchen, hätten früh mit den Drogen angefangen. Ein großer Teil habe von ersten Problemen im Alter von 14 bis 17 Jahren berichtet. Meeßen-Hühne setzt deshalb darauf, bei der Prävention die Zielgruppe genau im Blick zu haben.

Sie rät dringend von Vorträgen über die Wirkung diverser Drogen etwa in Schulen ab. Das sorge für einen Werbeeffekt und setze den Anreiz zum Ausprobieren. "Die Jugendlichen müssen eine innere Haltung haben, bevor sie mit Crystal in Kontakt kommen", betonte die Expertin.

Crystal oder auch Crystal Meth ist der Szenename für Methamphetamin, eine synthetisch hergestellte Substanz, die schnell abhängig macht und im Vergleich zu anderen Drogen als besonders zerstörerisch gilt. Crystal-Konsum ist laut Meeßen-Hühne etwa an rapidem Gewichtsverlust, Fahrigkeit, Unruhe und Hautveränderungen zu erkennen. Konsumenten seien oftmals Leistungsträger, die ihre Arbeits- und Freizeit effektiver als bisher nutzen wollten.

Die Leiterin der Landesstelle wünscht sich, dass Hausärzte noch genauer auf den potenziellen Drogenkonsum ihrer Patienten schauen. Aber auch diese hätten oft ein Bild von Drogenabhängigen im Kopf, das den Crystal-Konsumenten nicht entspreche. Dabei sei es wichtig, dass die Ärzte gezielt das Gespräch suchten und ihre Patienten an die Suchtberatungsstellen verwiesen.