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Dürre in Afrika Jedes fünfte Storchennest bleibt leer

Schlüpfzeit für Storchenküken, doch in Sachsen-Anhalt sind nur 80 Prozent der Nester besetzt. Trockenheit macht den Vögeln zu schaffen.

04.06.2017, 09:00

Tangermünde/Loburg (dpa) l Die Storchennester in Sachsen-Anhalt sind 2017 schlechter besetzt als 2016. Nur 80 Prozent der Horste seien von Storchenpaaren bezogen worden, sagte Storchexperte Michael Kaatz vom Storchenhof Loburg (Jerichower Land) der Deutschen Presse-Agentur. Das liege vor allem an den schlechten Überwinterungs-bedingungen in Südostafrika. Durch die große Trockenheit dort hätten sich die Vögel nicht genügend Reserven zulegen können und seien spät oder gar nicht nach Europa zurückgeflogen.

"Insgesamt sind sie gerade aber voll im Brutgeschehen drin", sagte Kaatz. Die meisten neu geschlüpften Störche seien zwischen einer und zwei Wochen alt. Kaatz führt Statistik über das Vorkommen der Störche in der Region: Er beobachtete in den vergangenen Jahren einen leichten Rückgang der Geburtenzahl bei Jungstörchen: 2015 hatten 626 Storchenpaare noch 1241 Junge ausgebrütet, 2016 waren es 966 Junge von 578 Paaren. 2017 rechne er mit noch weniger Nachwuchs. "Jetzt ist schon wieder eine bedenklich trockene Wetterlage", sagte Kaatz. Eigentlich brauche ein Storch alle zwei bis drei Tage Regen. Nur dann fänden die Tiere genügend Regenwürmer.

Später im Jahr ernährten sie sich auch von Fröschen, Heuschrecken und Ringelnattern, sagte Peter Neuhäuser, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Stendal. Gibt es nicht ausreichend Futter für alle Jungen im Horst, so verspeisten die Altstörche ihren eigenen Nachwuchs, erklärte er. "Das klingt grausam, aber die Natur hat das so eingerichtet, damit die Vögel die verwendete Energie wenigstens noch für sich nutzen", so Neuhäuser weiter.

Sieben bis acht Wochen dauere es, bis die jungen Tiere flügge würden, sagte Neuhäuser. Und wenig später, etwa am 20. August, fliegen die Jungvögel dann gen Süden. Bis zu 10.800 Kilometer legten sie dabei zurück. Die älteren Störche flögen ihnen etwa eine Woche später hinterher.

Doch erst einmal müssen die Storchenjungen groß und stark werden. Derzeitzieht Kaatz mit seinen Mitarbeitern verlassene Jungtiere auf, die nicht aufgefressen wurden. Im Nest sitzt dann auch eine Storchattrappe, damit der Nachwuchs an seine Artgenossen gewöhnt bleibt. Nach etwa fünf Wochen werden die kleinen Störche zu Adoptiv-Eltern ins Nest gesetzt und von ihnen mit aufgezogen.