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Ehe Ungewöhnlich heiraten in Sachsen-Anhalt

Zehn Jahre nach der erfolgreichen nächtlichen Premiere wird sich erneut im Stendaler Standesamt das Ja-Wort gegeben.

Von Janette Beck 12.04.2019, 01:01

Stendal l Das Stendaler Rathaus wird für das besondere Ereignis Am Freitagabend extra herausgeputzt. Der Eingang des historischen Gebäudes ist mit einer Girlande geschmückt, die Freiwillige Feuerwehr sorgt mit brennenden Fackeln und Feuerschalen für einen romantisch beleuchteten Markt. Der rote Teppich ist ausgerollt, die Tür zum Trauzimmer mit den Backstein-Gewölben geöffnet. Alles ist angerichtet für die „Mitternachtstrauung anno 2019“.

Silke Stoppok gibt zu: „Es ist schon etwas ganz Besonderes – nicht nur für die Paare selbst und deren Hochzeitsgesellschaft, auch für uns als Standesbeamte.“ Die Aufregung sei auch bei ihr „recht groß“, obwohl - oder vielleicht gerade weil die Standesbeamtin vor zehn Jahren die außergewöhnliche Premiere miterlebt und mitgeprägt hat. Sie weiß: „Die Stimmung ist ganz anders.“ Allein schon wegen der Dunkelheit und des romantischen Ambientes. Das sei Gänsehaut pur. Und das besondere Ja-Wort lassen sich die Paare gerne etwas kosten, denn für eine standesamtliche Trauung außerhalb der „normalen Öffnungszeiten“ müssen 100 Euro zu den obligatorischen 40 Euro draufgepackt werden. Die Feuerwehr kostet dafür nix. Sie ist ehrenamtlich am Start.

Waren es 2009 sieben Paare, darunter ein gleichgeschlechtliches, die sich zu ungewöhnlicher Zeit trauten, sind es diesmal in der Nacht zum Sonnabend acht. Von sehr jungen Leuten bis Ü-80 sei alles dabei. Alle vier Stendaler Standesbeamte sind im Einsatz. „Wir verschieben unsere Arbeitszeit halt etwas nach hinten und legen eine Nachtschicht ein. Aber das tun wir gerne“, betont Silke Stoppok. Jeder übernehme zwei Trauungen. „Es soll ja keine Massenabfertigung sein, sondern individuell und persönlich“, betont die 49-jährige Altmärkerin.

Los geht es um 18.30 Uhr. Den Schlusspunkt setzt jeweils ein Sektempfang. Viel Werbung brauchten die Stendaler für das besondere Event für Heiratswillige nicht machen, die Termine gingen weg wie warme Semmeln: „In der Vergangenheit gab es immer wieder die direkte Anfrage danach.“ Bei Eheschließungen scheine ohnehin der Trend zur ausgefallenen Trauung zu gehen, so Silke Stoppok. Das Standesamt versuche, den Wünschen der Paare nachzukommen.

„Wir lassen uns immer wieder etwas Neues einfallen.“ Auch die Mondscheintrauung, Trauungen am Abend oder Valentinstag werden gerne genommen. Und natürlich besondere Data wie in diesem Jahr der 19.9.2019. „Unser neuestes Angebot sind Trauungen unter freiem Himmel im Park von Schloss Döbbelin.“

Apropos Schloss: Bei der Wahl spezieller Locations für Trauungen liegen bei den Romantikern auch in Sachsen-Anhalt die historischen Gemäuer unangefochten auf Platz eins: Die vielen Schlösser im Harz mit dem Quotenbringer Wernigerode sind längst kein Geheimtipp mehr.

Aber auch im Norden gibt es mit den Schlössern in Döbbelin, Kläden, Schönfeld bei Bismark, Storkau, Tangerhütte, Kalbe/Milde, Tangermünde oder in Letzlingen mehr als eine Handvoll malerischer Orte, an denen die jeweiligen Standesämter in speziell hergerichteten Trauzimmern Ehen schließen.

Für jene, die das Element Wasser besonders lieben, ist die „Queen Arendsee“ - das einziges schwimmende Standesamt des Landes – erste Wahl. Während der Raddampfer im Stil eines Mississippi-Shuffle-Boats gemächlich über den 554 Hektar großen Arendsee schippert, vollzieht ein Standesbeamter die Trauung. Ideal dabei: Auch die Feierlichkeiten können an Bord vonstatten gehen.

Wer keine Höhenangst hat, der kann sich zwischen den Hallenser Hausmannstürmen trauen. Paare, die bereit sind, 225 Stufen für das Ja-Wort nach oben zu steigen, können in 45 Metern Höhe dem sprichwörtlichen „siebten Himmel“ ganz nah sein.

Einen außergewöhnlichen Rahmen finden Heiratswillige aber auch in luftiger Höhe auf dem Brocken, zwischen gigantischen Kohlebaggern in der „Stadt aus Eisen“ (Ferropolis), in der Windmühle Warnstedt oder auf einer Seebrücke Braunsbedra vor.