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Ehrenamt Freiwillige sind mit Herzblut dabei

Dirk Weinrich ist einer von vielen Ehrenamtlichen in Sachsen-Anhalt, die sich mit viel Herzblut für andere engagieren.

Von Matthias Fricke 01.12.2018, 00:01

Seehausen l Wenn Dirk Weinrich aus Seehausen (Börde) über die Flure der Magdeburger Krebskinderklinik der Otto-von-Guericke-Universität läuft, klopfen ihm dort wartende Eltern auf die Schulter und Schwestern rufen ihn laut freudestrahlend beim Vornamen. Der 54-Jährige ist aber weder anerkannter Onkologe noch ein Popstar. Er gehört zu den Tausenden Ehrenamtlichen im Land, die sich täglich für andere engagieren.

In seinem Fall für die Kinder und ihre Familien, die mit der Schicksalsdiagnose Krebs leben müssen. Er knüpft Kontakte mit Sportlern, Firmen und Geldgebern, um möglichst viele Spenden für die Mitteldeutsche Kinderkrebsforschung zu sammeln. In diesem Jahr könnten mehr als 100.000 Euro zusammenkommen.

Begonnen hat für Dirk Weinrich alles vor etwa zehn Jahren, als der Veranstaltungsmanager ein Fußballspiel für ein krebskrankes Mädchen organisierte. So kam er das erste Mal mit der Kinderonkologie in Kontakt.

Auf der Weihnachtsfeier im Jahr 2010 lernte er seine damalige Freundin kennen. Die Bukaresterin ließ ihre zehnjährige Tochter in Magdeburg behandeln. Knapp zwei Jahre sorgte sich der Seehäuser um das Mädchen, als ob es seine eigene Tochter wäre. Doch nach knapp zwei Jahren verlor sie den Kampf gegen den Krebs. Ihre Mutter zog es zurück nach Rumänien.

Weinrich selbst gab nicht auf und wollte wenigstens anderen Kindern helfen: „Irgendetwas kann man immer tun.“

Seit 2012 ist er deshalb als Repräsentant der Mitteldeutschen Krebsforschung immer auf der Suche nach Sponsoren, die mit kleinen und großen Geldspenden auch kostspielige Forschungsprojekte finanzieren. Weinrich: „Das ist unglaublich wichtig, weil es in Deutschland so gut wie keine Finanzen vom Staat für die Kinderkrebsforschung gibt. Leider kommt das Geld dafür nur von privaten Stiftungen.“

Das motiviert den 54-Jährigen jeden Tag aufs Neue. Und nicht nur das. Er sagt: „Dieses Ehrenamt und die Hilfe sind für mich zum Lebensinhalt geworden.“

Im September 2016 übernahm der selbstständige Veranstaltungsmanager sogar eine Kinderpatenschaft über den damals sieben Monate alten Vincenz aus Aschersleben. „Seine Eltern hatten sich nicht ausreichend um den krebskranken Jungen kümmern können“, sagt er.

Fast jeden Abend fuhr Weinrich deshalb in die Klinik, war Weihnachten, Silvester und an anderen Tagen immer bei ihm. Wann immer es seine Zeit zuließ, organisierte der Vater eines 22-jährigen Fußballers für den Jungen etwas Abwechslung von der belastenden und aufwändigen Chemotherapie.

Doch am Ende verlor auch Vincenz den Kampf gegen die oft tödliche Krankheit. In diesem Jahr habe Weinrich bereits fünf Kinder sterben sehen, die er von seinen regelmäßigen Besuchen in der Onkologie besser kannte. Er sagt: „Es ist natürlich schwer damit umzugehen. Aber am Ende kann ich sagen, dass die Kinder wenigstens für diese Zeit ihre Wünsche erfüllt bekommen.“ Und oft haben viele Geschichten schließlich auch ein Happy-End und die kleinen Patienten können irgendwann geheilt die Klinik wieder verlassen.

Auch dafür baut Weinrich sein Hilfs-Netzwerk auf. Unterstützung erhält er dabei von Prominenten wie dem Schauspieler Thomas Rühmann (Serienstar „In aller Freundschaft“) und Marius Sowislo (ehemaliger Aufstiegskapitän des FCM in die 2. Liga). Es sind die Botschafter der Stiftung, die auch für die Forschungsgelder des Kinderkrebsforschungszentrum in Magdeburg sorgen.

Einer der Profiteure seiner ehrenamtlichen Arbeit ist auch Professor Peter Vorwerk von der onkologischen Abteilung der Magdeburger Uni-Kinderklinik. „Dirk ist sozusagen unsere PR-Abteilung“, lobt der Mediziner. Er trommle aber nicht einfach nur Geld zusammen, sondern sorgt auch für die Kleinigkeiten drumherum. So zum Beispiel Kleiderspenden, Friseurbesuche oder Weihnachtsgeschenke – Weinrich helfe, wo er kann. Vorwerk: „Er stellt für uns die Öffentlichkeit her. Das kann nur jemand, der mit Herz und Seele dabei ist.“ Das Ehrenamt könne man nicht hoch genug würdigen. „Andere Kliniken stellen dafür sogar extra Leute ein.“