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Fussballgolf Ein Fußballduell mit Hindernissen

Die Fußball-EM steht vor der Tür. Mit dem Trendport Fußballgolf kann man sich perfekt darauf einstimmen.

02.06.2016, 23:01

Halle l Das Loch ist 57 Meter entfernt. Vor uns liegen ein halbes Dutzend Baumstämme. Wie um Himmels Willen soll der Ball in weniger als zehn Versuchen ins Ziel befördert werden? Ich gehe in mich. Meine Karriere im Fußballverein liegt schon ein Jahrzehnt zurück. Aber ganz hinten in meinem Kopf gibt es noch dieses Bild, wie ich damals als Spielmacher den Ball über die Abwehr in den Lauf des Stürmers gelupft habe. So schwer kann das Hindernis also nicht sein. Blick nach vorn, kurzer Anlauf, Schuss – der Ball segelt über die Baumstämme hinweg und landet nur wenige Meter entfernt neben dem Loch. Jetzt heißt es Konzentration: Mit zwei gefühlvollen Versuchen loche ich ein!

Wolkenfreier Himmel, 24 Grad, Sonnenschein – das ist bestes Fußballwetter. Doch zum Kicken habe ich mich mit meinem Kumpel Erwin heute nicht verabredet. Obwohl, in gewisser Weise ja schon. Wir testen die neueste Fußballgolf­anlage Sachsen-Anhalts am Hufeisensee in Halle. Der Sport erklärt sich durch seinen Namen fast von selbst: Die Bewegungen ähneln dem Fußballspiel, das Reglement ist an Golf angelehnt. Die Spieler müssen 18 Bahnen, teilweise mit Reifen, Rohren oder Wänden als Hindernisse, absolvieren. Am Ende jeder Bahn befindet sich ein Loch mit einer schwarzen Fahne – hier muss der Fußball eingelocht werden. Wer dafür die wenigsten „Schläge“ beziehungsweise Schüsse braucht, hat gewonnen.

Auf den ersten vier Bahnen zieht Erwin mich ab. In seinem Fußballeroutfit spielt er den Ball lässig an den Hindernissen vorbei. Dagegen stelle ich mich in meiner Jeans etwas ungelenk an. Mit sportlichem Schuhwerk ist der Parcours aber auch ohne Sporthose kein Problem.

An Bahn 5 wird es zum ersten Mal knifflig. Bevor wir auf das Loch zuspielen dürfen, müssen wir das runde Leder durch einen Türrahmen spielen. Drei Schritte Anlauf, kräftiger Stoß mit der Innenseite – zwei Meter daneben. Ich spiele den Ball zurück, arbeite mich mühevoll durch das kleine Tor und loche wie Erwin mit dem letztmöglichen achten Schlag ein. Beim nächsten Fehlversuch hätte ich mir eine 10 eintragen müssen: Die Höchststrafe beim Fußballgolf (siehe Infokasten).

Thorsten Wolfram hat das Spiel nach Sachsen-Anhalt gebracht. Er ist Clubmanager des Golfparks in Halle und hat sich vor dem Bau der Fußballgolf-Anlage, die Anfang Mai eröffnet wurde, ähnliche Bahnen in ganz Europa angesehen. „Fußballgolf ist etwas für jedermann. Von Familien mit Grundschülern und Oma bis zum Junggesellenabschied hatten wir hier schon alles dabei“, sagt er. „Hier kann jeder Spaß haben.“

Das stimmt. Erwin und ich spielen das runde Leder über Strohballen und vorbei an Holzpfählen. Nach acht Bahnen liege ich knapp in Führung. An Bahn neun wendet sich das Blatt jedoch. Der Ball muss durch zwei große Traktorreifen geschossen und anschließend in einen dritten gelupft werden. Für Erwin kein Problem – mein Ball bleibt jedoch im zweiten Reifen liegen. Umständlich muss ich ihn mit dem Fuß rausfummeln. Das kostet Punkte.

Clubmanager Wolfram hofft, dass viele Frauen und Männer über Fußballgolf zum Golf finden werden. Der richtige Golfplatz wird Mitte August eröffnen. Am Hufeisensee entsteht für einen einstelligen Millionenbetrag ein komplettes Freizeitareal: Auch eine zweite Fußballgolf-Anlage soll bald fertig sein, Badestrand mit Beachvolleyball und Beachsoccer sind es schon. Mit bis zu 2000 Badegästen pro Tag rechnet Wolfram in der Hochsaison – ihnen soll auch der Golfplatz schmackhaft gemacht werden. „Unser Slogan ist ,Golf für (H)alle'. Wir wollen das Klischee durchbrechen, dass Golf nur von alten, reichen Männern gespielt wird“, sagt er. Der Platz soll einer der besten Mitteldeutschlands werden.

Um den Titel des Besten konkurrieren auch Erwin und ich. Nachdem das Baumstamm-Hindernis mit dem Lupfer genommen ist, folgt der Rückschlag an Loch 14. Der Ball muss durch Gatter gespielt werden. Ich treffe die Öffnung nicht. Es klappt erst im fünften Anlauf – doch beim Einlochen versage ich erneut. Damit steht die erste Zehn auf dem Papier. Bitter für mich. Erwin strahlt: Nachdem ich mich zuletzt ein wenig abgesetzt hatte, ist er nun wieder dran.

Die Aufholjagd kann er auch an Bahn 15 fortsetzen. Es ist das spektakulärste Ziel: Der Ball muss in eine 54 Meter entfernte Motorhaube eines ausrangierten, ausgeschlachteten Autos befördert werden. In einem Versuch ist das selbst für einen Fußballprofi kaum zu schaffen. Deshalb tasten wir uns ran. Erwin braucht nur drei Schläge, bei mir werden es sechs. Doch meinen Mini-Vorsprung rette ich auf den letzten drei Bahnen ins Ziel: Nach rund 90 Minuten heißt es 93 zu 99.

Clubmanager Thorsten Wolfram nickt anerkennend. Den Bahnrekord von 71 haben wir zwar deutlich verfehlt. „Aber alles unter 100 ist schon ein guter Wert“, sagt er. Mit etwas mehr Geschick, Gefühl und Glück werden wir das nächste Mal die Marke 90 anpeilen. Und dann ist er irgendwann fällig, der Bahnrekord. Wie heißt es doch gleich immer beim FCM? „Wir sind die Größten der Welt“ – das gilt es, in Halle zu beweisen.