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Leidenschaft bringt 19-jährigen Mansfelder 2. Platz bei Wettbewerb "Jugend forscht" und Einladung zum Tag der Talente Ein Spaziergang mit Konrad Kürbis hat Frosch-Sichtungs-Garantie

Von Arlette Krickau 23.09.2011, 06:27

Kröten, Frösche, Molche – sie sind die große Leidenschaft von Konrad Kürbis. Der 19-jährige Mansfelder erforscht Amphibien seit Kindesbeinen. Jetzt brachte ihm eines seiner Projekte den zweiten Platz beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht" ein.

Mansfeld. Ein Waldspaziergang mit Konrad Kürbis: Lange idyllische Wege – von sattem Grün gesäumt. Hier und da ein Rascheln. Und mittendrin hält der junge Mann plötzlich einen Frosch hoch und präsentiert ihn mit Freude. "Wer mit mir unterwegs ist, sieht mindestens einen Frosch", erzählt Konrad Kürbis und lacht dabei.

Er ist einer der Preisträger des Bundeswettbewerbs "Jugend forscht 2010" und war damit am vergangenen Wochenende auch zum Tag der Talente nach Berlin eingeladen. Jedes Jahr veranstaltet das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine solche Ehrung. Dieses Jahr waren etwa 300 Kinder und Jugendliche – allesamt Preisträger in nationalen und internationalen Wettbewerben – dabei. Mit dem Tag soll auf die Vielzahl an Talentwettbewerben aufmerksam gemacht werden. Nicht zuletzt sind damit oft auch außergewöhnliche Fördermöglichkeiten verbunden. Und natürlich sollen die jungen Talente vorgestellt werden. Vier von ihnen kommen in diesem Jahr aus Sachsen-Anhalt.

Der 19-jährige Mansfelder Konrad Kürbis konnte den zweiten Platz beim Bundeswettbewerb Jugend forscht für sich verbuchen. Und das aus einem außergewöhnlichen Hobby heraus: Er erforscht Amphibien.

Sein Projekt: "Ich wollte herausfinden, inwieweit Fahrspurrillen auf selten befahrenen Feld- und Waldwirtschaftswegen als Reproduktionsgewässer und Lebensraum für Amphibien in Frage kommen.

Seine Leidenschaft gehört den Amphibien

Erstaunlicherweise habe ich festgestellt, dass die Wasserqualität sehr gut ist. Außerdem gibt es in diesen Gewässern nahezu keinen Feindbesatz, weshalb sich die Fahrzeugspuren äußerst gut als Laichgewässer eignen", erklärt der 19-Jährige.

Konrad Kürbis stellte diese Forschung eigentlich nur aus Neugier und privatem Interesse an. Erst seine Biologie-Lehrerin schlug ihm vor, daraus ein Projekt für "Jugend forscht" zu machen.

Bereits in Kindertagen erwachte das Interesse für Amphibien. "Als kleiner Junge habe ich gerne am Gartenteich meiner Großeltern gespielt. Dort gab es viele Molche, vermutet er. Auch das Naturkundemuseum zog ihn magisch an. Die Faszination war so groß, dass das Museumsteam ihn bereits als Zehnjährigen hinter die Kulissen schauen ließ. Zahlreiche Praktika folgten. Im selben Alter kaufte er sich von seinem Taschengeld die ersten Fachbücher über Amphibien. Als Haustiere hat er zu Hause zwei Schwarznarbenkröten – Albert und Einstein – die er aus einem Tierladen vor der Verwahrlosung rettete.

"Das Thema Amphibien hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Und je älter ich werde, desto mehr möchte ich auch hinterfragen", erzählt er. "Ich würde es mal als ,frühkindlichen Schaden‘ bezeichnen", fügt er zwinkernd hinzu.

Kröten wirken nicht abschreckend

Wie wirkt denn so ein Hobby und zwei Kröten als Haustiere auf Mädchen? "Es wirkt zumindest nicht abschreckend. Außerdem glaube ich, bin ich menschlich ganz okay", antwortet er prompt und lacht.

Nicht nur Amphibien liegen ihm am Herzen, sondern die Natur im Allgemeinen. In seiner Freizeit engagiert er sich als Hobby-Biologe beim Naturschutzbund Deutschland, betreut Krötenzäune, organisiert Amphibienführungen. Außerdem hat er seine Vorliebe für die Fotografie entdeckt. Lieblingsmotive? "Natürlich Frösche, Kröten und Molche."

Seinen Zivildienst leistet er jetzt ebenfalls in der Natur: Im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz kümmert er sich um alles, was Amphibien angeht. "Vor allem erneuere ich die Amphibien-Datenbank, in dem ich im Reservat Tiere suche und die Arten bestimme." Daneben arbeitet er an einem neuen Forschungsprojekt zu einer seltenen Hautkrankheit bei Amphibien. Die Gerätschaften zur Auswertung der Proben stellt ihm die Humboldt-Universität zur Verfügung.

Eine kurze Pause vom Forschen und Zivildienst hatte Konrad Kürbis vergangenes Wochenende. Der Tag der Talente hatte ihn und andere Preisträger zu einem dreitägigen Berlinaufenthalt eingeladen. "Es war spitze", sagt der Mansfelder und bedauert gleichzeitig: "Gerade deshalb aber auch zu kurz."

Das Besondere an den drei Tagen waren verschiedene Workshops, in denen die Jugendlichen ihr Wissen erweitern konnten. "Ich habe mich für die Arzneimittelforschung entschieden." Spannend fand er auch den Besuch eines gläsernen Labors. "Aber das Beste an solchen Veranstaltungen ist, wenn man Bekannte von anderen Wettbewerben wiedertrifft und sieht, dass es noch viele andere mit speziellen Interessengebieten gibt und weiß, dass man selbst kein Außenseiter ist", sagt er halb ernst, halb im Scherz.

Jetzt liegen noch einige Wochen Zivildienst vor ihm. Und was kommt dann? "In letzter Zeit deutet sich zunehmend ein Studium der Biologie an", sagt er mit einem Augenzwinkern.