Eine Dame streichelt seinen Arm: "Herr Hofer, ich muss Sie mal anfassen!"

Wolmirstedt. Nein, so kannte man Jan Hofer bislang nicht: das Haar durcheinander, dezent unrasiert, Jeans und Steppjacke. Der Chefsprecher der Tagesschau und MDR-Riverboat-Moderator trat gestern bei der "Ohre-Classic" sehr lässig in Erscheinung. Denn er war ganz privat unterwegs bei der 3. Ausgabe der Oldtimer-Rundfahrt rund um Wolmirstedt. Jan Hofer war am Sonnabend mit seinem Mercedes 220 S Ponton, Baujahr 1958, aus Hamburg gekommen und im "Wolmirstedter Hof" abgestiegen. Die abendlichen "Benzin-Gespräche" dort unter den Gleichgesinnten waren der Anfang der "Ohre-Classic".

Am nächsten Morgen versammelten sich in Wolmirstedt am Start etwa 140 Fahrzeuge zur Ausfahrt – so viel wie noch nie. Auch Verkehrsminister Thomas Webel und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU) reihten sich ins Fahrerfeld ein. Ganz am Anfang durfte aber Jan Hofer mit seinem dunkelgrauen Benz Aufstellung nehmen. Der verpasste vor lauter Foto- und Autogrammwünsche fast den Start. Dann ging es los über Umwege in Richtung Schlossdomäne.

"Den Ponton habe ich vor 20 Jahren als Schrotthaufen gekauft und in vielen Jahren langsam aufgebaut", erzählte er. Der Innenraum des Fahrzeugs glänzt vor Chrom und Lack. Jedes Schalterchen, jeder Drehknopf ist sorgsam restauriertes oder neu erworbenes Original-Material. Im roten Leder versinkt der Fahrgast wie in einem herrschaftlichen Sofa. Inzwischen besitzt Jan Hofer drei Fahrzeuge – neben einem Austin-Healey, Baujahr 1966, kam jüngst noch ein VW Käfer Cabrio, Baujahr 1979, hinzu. Viele Umbauten und Reparaturen führt Hofer auf der eigenen Hebebühne am heimischen Haus aus.

"Ich habe schon als Student mit Autoschrauben Geld verdient, obwohl ich das nie als Beruf gelernt habe", erzählte er. Die Arbeit in der Tagesschau lasse wenig Platz für das Gefühl, Dinge langfristig bewegen zu können. "Diese Genugtuung hole ich mir bei der Arbeit an meinen Autos", so der TV-Mann. Für seine drei Fahrzeuge hat er in der Nähe seines Hauses Plätze in einer Tiefgarage angemietet. Hofer: "Aber im Winter habe ich immer einen in der Werkstatt."

An der Schlossdomäne musste Hofer wie alle anderen Fahrer einen Test im zentimetergenauen Rückwärtsfahren ausführen, was ihm gut gelang. Auf dem Marktplatz in Rogätz fachsimpelt der Hamburger lange mit dem Magdeburger Oldtimerfan Rolf Grußendorf, der einen Mercedes 170 Cabrio von 1951 "sehr fachgerecht" aufgebaut hat, wie Hofer anerkannte. Den Wagenwert des Magdeburger Fahrzeugs schätzt er auf mehr als 100000 Euro.

Zu einem regelrechtem Bad in der Menge wurde für Jan Hofer die Trogbrücken-Überfahrt. "Hallo, Herr Hofer!" "Der Hofer kommt!" riefen die Zuschauer und machten Erinnerungsfotos. Jan Hofer freute sich, und lachte viel. "Das gehört zu meinem Beruf. Das macht mir nichts aus", sagte er. Selbst die Dame in Barleben kurz vor der Zieldurchfahrt, die seinen Arm in der Autotür streichelte, ertrug er tapfer. "Herr Hofer, ich muss sie mal anfassen", entschuldigte sie sich.