Volksstimme-Redakteurin traf Papst Benedikt XVI. vor sechs Jahren zufällig bei einer Generalaudienz in Rom Eine "himmlische" Begegnung im Petersdom
Wernigerode l Eigentlich bin ich kein religiöser Mensch. Ich habe nichts gegen Katholiken. Ich mag Weihnachten, und manchmal sage ich: "Oh mein Gott." Aber ich bin nicht getauft, zahle keine Kirchensteuer und komme wahrscheinlich auch nicht in den Himmel.
Was soll\'s, dachte ich - bis sich mein Leben schlagartig änderte: Als ich im November 2006 den Petersdom besichtigte, ertönte plötzlich Orgelmusik und einige weißhaarige Männer in langen Gewändern schritten an mir vorbei. "Guck mal, der Papst", sagte ich noch scherzend zu meiner Freundin. Und dann stand er tatsächlich vor uns, keine drei Meter entfernt: Papst Benedikt.
Er lächelte, winkte uns zu und schwebte weiter. Mir war schwindlig. Fast wäre ich vom Glauben abgefallen - nur umgekehrt. Sollte ich mich jetzt taufen lassen? Eines war klar, mein Leben würde nach dieser zufälligen Generalaudienz nicht mehr so sein wie vorher. Alles würde sich zum Guten wenden.
So dachte ich damals vor sechs Jahren. Und deshalb berührt mich der Rücktritt von Papst Benedikt. Sicherlich kann ich als Laie die Leistung des Joseph Ratzinger als Oberhaupt der katholischen Kirche nur schwer beurteilen. Ich kann mir auch keine Meinung über ihn als Mensch erlauben.
Dennoch: Auf irgendeine Weise hat es mich im April 2005 stolz gemacht, als Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt worden war. "Wir sind Papst" titelte "Bild" damals treffend. Denn so war es. Joseph Ratzinger war einer von uns, einer aus unserer Mitte, über alle Alters- und Religionsgrenzen hinweg. Wir waren Papst, muss es nun heißen.
Und was bleibt? Für mich die Erinnerung an eine zufällige Begegnung und die Erkenntnis: Es hat sich tatsächlich etwas geändert in meinem Leben. Nein, ich habe mich nicht taufen lassen. Aber ich habe die Liebe gefunden, gleich zwei Mal: In meinem Lebensgefährten und in meiner kleinen Tochter.