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Eis-Arena Noch ein Nachschlag

Neue Hiobsbotschaften aus Schierke: Das im Bau befindliche Eisstadion soll noch einmal bis zu 500.000 Euro teurer werden.

Von Dennis Lotzmann 06.09.2017, 01:01

Wernigerode/Schierke l Auf die Wernigeröder Stadträte kommt die nächste Gewissensentscheidung zu: Nachdem die Kommunalpolitiker kürzlich einen finanziellen Nachschlag über 480.000 Euro für die Feuerstein-Arena genehmigt haben, werden sie noch im Herbst über einen weiteren ordentlichen Schluck aus der Pulle entscheiden müssen. Im Bauausschuss wurden hinter verschlossenen Türen Mehrkosten zwischen 300.000 und 500.000 Euro angekündigt. Nur so lasse sich der Eröffnungstermin am 15. Dezember halten. Damit würden die Gesamtkosten für das ambitionierte Projekt im Wernigeröder Ortsteil von 7,1 Millionen Euro bei Baustart im Mai 2016 auf bis zu fast neun Millionen Euro klettern.

Auf Nachfrage sagte Wernigerodes Baudezernent Burkhard Rudo, dass die genaue Höhe der Mehrkosten bislang unklar sei. „Ich kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen“, so der Dezernent, der Differenzen mit den Firmen andeutet.

„Diese Baustelle ist recht komplex, Rechnungen kommen momentan laufend rein und werden geprüft.“ Rudo sprach davon, dass bestimmte Leistungen mit den zuständigen Baufirmen „kontrovers“ diskutiert worden seien. Bereits zuvor waren die Kosten nach oben geschossen, weil sich das Gründungsterrain beim Bau der Fundamente weitaus felsiger präsentierte als erwartet. Die erneuten Mehrkosten sollen – ebenso wie der erste Nachschlag über 480.000 Euro – vom Budget für das neue Feuerwehrgerätehauses in Schierke abgezweigt werden. Bis Ende 2018, das hat der Stadtrat mit Nachdruck festgeschrieben, soll laut Kämmerei für insgesamt 2,49 Millionen Euro ein kombiniertes Depot für Feuerwehr, Bergwacht und Bauhof entstehen.

In diesem Jahr sind dafür 1,6 Millionen Euro im Etat eingestellt, benötigt werden mit Blick auf den Baufortschritt jedoch nur 500.000 Euro. Deshalb kann die Stadt – mit dem Segen des Stadtrates – zwar vergleichsweise unkompliziert umschichten. Allerdings müssen die Mittel, die jetzt abgezweigt werden, um kurzfristig Finanzlücken bei der Eis-Arena zu stopfen, im kommenden Jahr wieder eingestellt werden, um das Gerätehaus termingerecht bauen zu können.

Und das dürfte, schwant Wernigerodes Stadtkämmerer Frank Hulzer, zu Lasten anderer Investitionen im Stadtgebiet gehen. „Wenn es jetzt bei der Arena teurer wird, müssen wir sehen, ob und welche Auswirkungen das auf Projekte im kommenden Jahr hat.“ Die Stadt müsse im investiven Bereich Prioritäten setzen – Ziel sei es, bei Kindern und Bildung möglichst nicht zu sparen, so der Kämmerer.

Dass die Stadt mit Blick auf die Arena nun überhaupt derart jonglieren und Geld umschichten muss, hängt auch damit zusammen, dass die zugesagten Mittel aufgebraucht sind und das Land im Frühsommer den Geldhahn zugedreht hat. Bund und Land hatten Wernigerode für die Entwicklung im Stadtteil Schierke aus dem Stadtumbau-Fonds zehn Millionen Euro zugebilligt. „Letztlich geflossen sind seit 2012 exakt 10,94 Millionen Euro“, erinnert Andreas Tempelhof vom Ministerium für Landesentwicklung. Finanziert wurden damit verschiedene Projekte in Schierke, unter anderem sollen jetzt noch 990 000 Euro Fördergeld in die Sanierung der Kindertagesstätte fließen.

Dass die Stadträte nach der ersten Kröte wohl auch die zweite schlucken werden, hängt nicht nur mit der Angst vor einer halbfertigen Invest-Ruine zusammen. Eine Ablehnung der finanziellen Nachschüsse samt Baustopp bei der Feuerstein-Arena könnte in eine Rückzahlungsforderung des Landes münden. Das hatte im Sommer Bauminister Thomas Webel (CDU) mit Blick auf die bereits geflossenen Fördermittel angekündigt – im Harz spricht man spöttisch bereits von einem „Webel-Knebel“.

Wann die Stadträte über den zweiten finanziellen Nachschlag entscheiden, ist offen. Klar ist, dass die Feuerwehr auf den fristgemäßen Bau ihres neuen Depots in Schierke fest setzt. „Die Zustände im jetzigen Gerätehaus sind untragbar“, so Vize-Stadtwehrleiter Marco Söchting. Und Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse fragt rein vorsorglich: „Was ist wichtiger – Spaß oder Sicherheit?“