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Elbebiber Sachsen-Anhalts tierische Baumeister

Der Biber, das Maskottchen der Volksstimme, wäre fast ausgestorben. Heute bewohnt er große Gebiete entlang der Elbe.

Von Julia Puder 04.06.2019, 01:01

Magdeburg/Welsleben l Stein auf Stein, Holz auf Holz - wie ein fleißiger Häuslebauer errichtet der Biber über Wochen seinen Biberbau. Eindrucksvolle Dämme und Burgen entdeckt Biber-Schützer Steffen Amme bei seinen Touren entlang der Elbe im Salzlandkreis und ihren Nebenflüssen. "Hier ist der Biber seit hunderten von Jahren Zuhause", erklärt Steffen Amme vom Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises. Er setzt sich für den Schutz des Bibers ein. Auch in den Auebereichen der Elbe findet der Biber ideale Lebensbedingungen.

Damit die Biber mit dem Bauen loslegen können, brauchen sie Material. Dazu gehören Bäume, Äste und Wasserpflanzen. Mühsam suchen die Biber Stöcke, Äste und Blätter zusammen, um den Unterschlupf für ihre Familie zu gestalten - dazu sagt man auch Biberburg. Damit das Zuhause nicht austrocknet, legen die Biber Dämme an. "Ähnlich wie bei einer Ritterburg entstehen so Wassergräben, die dem Biber auch zur Fortbewegung dienen. Denn der Biber schwimmt lieber, als zu Fuß zu gehen", erklärt Steffen Amme.

Für den Bau des Dammes braucht der Biber Bäume, die er zuvor "gefällt" hat. Dabei frisst er die Rinde und das Holz so weit ab, dass nur noch ein dünner Stamm übrig ist. Den Rest erledigt dann der Wind. Beobachten kann man den Biber während der Bauarbeiten aber eher selten, denn er ist nur in der Nacht aktiv.

Viele glauben, dass Biber Fische essen. Das stimmt aber nicht. Biber sind Veganer. Sie lieben frische Kräuter, Gras und süße Früchte. Im Winter, wenn ihnen diese Leckereien nicht zur Verfügung stehen, geben sie sich mit Baumrinde zufrieden. Die ist zwar nicht sehr nährstoffreich, reicht aber, um sie gut über den Winter zu bringen.

Biber sind perfekte Schwimmer - ihr ganzer Körper ist wie dafür gemacht. Ohren und Vorderbeine können sie ganz eng anlegen. Das dichte Fell bietet dem Wasser kaum Widerstand - wie eine glatte Haut. Es ist außerdem wasserdicht. Dafür sorgt ein fettiges Drüsensekret namens "Bibergeil". Die Hinterpfoten sind mit Schwimmhäuten ausgestattet und seinen flachen Schwanz benutzt der Biber als Ruder und zum blitzschnellen Abtauchen. Apropos Tauchen: Biber können ihre Ohren- und Nasenlöcher unter Wasser schließen und bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben.

Der Biber ist das größte europäische Nagetier. Er kann bis zu einem Meter groß werden und sein Schwanz, den man Kelle nennt, bis zu 35 Zentimeter. Der Nager bringt es auf bis zu 30 Kilo. Die Zähne des Bibers sind scharf wie Messer und durch Eisen im Zahnschmelz extrem hart. Sie wachsen das ganze Leben lang nach und schärfen sich ständig selbst. Die männlichen und weiblichen Biber sind äußerlich kaum zu unterscheiden. Sie sind gleich groß, habe die gleiche Fellfärbung und können nur durch ihre Geschlechtsmerkmale unterschieden werden.

Im Frühjahr kommen bei den Bibern die Babys zur Welt - und bleiben ungewöhnlich lange bei ihren Eltern. Zwei Jahre dauert es, bis sie schwimmen, Bäume fällen und das Bauen von Dämmen und Burgen so gut beherrschen, dass sie sich auf den Weg machen können, um ihr eigenes Revier zu finden. Das ist manchmal 100 Kilometer weit weg. Die Reviersuche ist die schwierigste Zeit im Leben eines Bibers.

Der Biber war vor hunderten von Jahren in ganz Europa zu Hause. Doch wurde er durch den Menschen verfolgt und wäre fast ausgestorben. Besonders sein flauschiges Fell und das Fleisch des Bibers waren bei den Jägern sehr beliebt. In der Region um die Mittlere Elbe ist die Rettung der Biber vor allem dem "Bibervater" Max Behr, einem Amtmann aus Köthen, zu verdanken. Dieser zählte den Elbebiber um 1913 und hielt den Bestand erstmals fest. 1919 gründete sich der Arbeitskreis Biberfreunde, seitdem gibt es wieder deutlich mehr Biber in Sachsen-Anhalt. Heute gibt es rund 1300 bekannte Reviere mit 3400 Bibern. Der Biber zählt zu den streng geschützten Tierarten. Er darf nicht gejagt und seine Bauten und Dämme dürfen nicht zerstört werden.