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Erinnerungskultur Grünes Band soll Naturmonument werden

Sachsen-Anhalt will das Grüne Band als Naturmonument ausweisen. Noch fehlen Flächen und ein Konzept. Ein Kuratorium soll helfen.

24.09.2018, 08:17

Magdeburg (dpa) l Jahrzehntelang trennte sie West- und Ostdeutschland, inzwischen ist an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ein Naturparadies entstanden. Sachsen-Anhalt will diesem Nebeneinander von Geschichte und Natur Rechnung tragen und das sogenannte Grüne Band als Naturmonument ausweisen. Zur Unterstützung der Pläne hat das Land vor kurzem ein ehrenamtliches Kuratorium eingesetzt.

"Es ist gut, wenn es da außerhalb der Landesverwaltung eine motivierende Kraft gibt", sagte Ulrich-Karl Engel der Deutschen Presse-Agentur. Der ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen bildet das Gremium gemeinsam mit den Ex-Parlamentariern Karl-Heinz Daehre (CDU), Manfred Püchel (SPD) und Konrad Breitenborn (FDP). Breitenborn ist auch Präsident des Landesheimatbundes. In Sachsen-Anhalt verlaufen etwa 343 Kilometer des insgesamt rund 1400 Kilometer langen ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens. Die neue Schutzkategorie Naturmonument war 2010 im Bundesnaturschutzgesetz geschaffen worden. Auch Thüringen will seinen Teil des Grünen Bandes zum Naturmonument machen.

Allerdings hat das Grüne Band in Sachsen-Anhalt derzeit noch Lücken. Etwa ein Drittel der Flächen sind nach Angaben des Umweltministeriums noch nicht in öffentlicher Hand. Dort wird Ackerbau betrieben oder sie gehören privaten Waldbesitzern. Das Land will deshalb Flächen aufkaufen oder tauschen. Bei Konflikten wolle man einvernehmliche Lösungen finden, sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne).

Die Interessenslagen seien unterschiedlich, räumte Kuratoriumsmitglied Karl-Heinz Daehre ein. "Da wollen wir einen Übergang hinbekommen." Der Konflikt mit Land- und Forstwirten könne gelöst werden. Alle seien sich einig, dass das Naturmonument zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst 2019 fertig sein soll. Als Botschafter für das Grüne Band ernannte die Landesregierung jüngst Rekord-Wanderer Benno Schmidt, bekannt als "Brocken-Benno". Der 86-Jährige hat den im ehemaligen Grenzgebiet liegenden Gipfel mehr als 8500 Mal bestiegen.

Engel sagte, Ziel sei, den ehemaligen Grenzstreifen sowohl naturschutzrechtlich als auch als Ort der Erinnerung zu bewahren. Die Mauer sei schließlich nicht nur in Berlin gefallen. "Hier an der Landgrenze hat in kleinen Dörfern deutsche und europäische Geschichte stattgefunden." Natur und Erinnerung – das Grüne Band stelle zwei Seiten derselben Medaille dar, sagte Dalbert.

Engel verwies darauf, dass es bereits zahlreiche Initiativen gebe, die entlang des Grünen Bandes die Geschichte wachhalten wollten. Ein Landwirt in der Altmark habe eigens eine Scheune bereitgestellt, um darin ein Museum an der ehemaligen Grenze einzurichten. Eine wichtige Aufgabe des Kuratoriums wird Engel zufolge deshalb sein, solche Initiativen zu unterstützen und zu motivieren. "Wir müssen ihnen eine feste Perspektive geben."

Ziel des Naturmonuments sei aber auch, etwas für den Tourismus zu tun, erläuterte Daehre. "Wanderwege und Radwege sollen durch diese einzigartige Natur führen." Hinweisschilder sollen erläutern, was wo zu finden war. "Wir müssen gegen das Vergessen kämpfen und der Jugend zeigen, was so eine Diktatur angerichtet hat." Der geschichtliche Teil dürfe beim Projekt Naturmonument auf keinen Fall zu kurz kommen. Anfang 2019 will das Kuratorium ein konkretes Konzept vorlegen.