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Ermittlungen Toter in der Kiste bleibt Rätsel

In einer Kiste bei Vockerode entdeckt die Polizei 2016 eine Leiche. Nach einem Jahr und mehr als 260 Hinweisen bleibt die Identität unklar.

05.07.2017, 08:19

Vockerode (dpa) l Zeugenaufrufe in den Medien, über soziale Netzwerke und vor Ort bei Erntehelfern: Mehr als 260 Hinweise hat die Polizei zu dem unbekannten Toten erhalten, der vor einem Jahr in einer Kiste in der Elbe bei Vockerode gefunden wurde. Doch der Identität der Leiche sind die Ermittler noch immer nicht auf die Spur gekommen. "Wir haben schon oft gedacht: Jetzt haben wir ihn", sagte Polizeisprecher Ralf Moritz. Doch dann habe sich die Hoffnung immer wieder zerschlagen. Es sei schon sehr ungewöhnlich, dass sich trotz der intensiven Ermittlungen und der zahlreichen Zeugenaufrufe auch nach einem Jahr nicht habe klären lassen, wer der Tote ist.

Am 5. Juli 2016 hatte ein Paddler die Metallkiste mit dem Leichnam entdeckt. Die Ermittler gehen von einem Verbrechen aus. Zahlreiche Verletzungen deuten laut Polizei darauf hin, dass der Mann getötet wurde. Er hatte eine athletische Statur, war etwa 75 Kilogramm schwer und 1,80 Meter groß.

Mehrere auffällige Merkmale am Körper des Toten ließen die Ermittler zunächst davon ausgehen, die Identität des Mannes schnell klären zu können. Doch weder der auf den Unterarm tätowierte Name "Michaela", noch ein Goldring am Ringfinger mit dem gleichen Namen brachte die Polizisten weiter. "Wir haben viele Hinweise herausgegeben – bislang ohne Erfolg", sagte Moritz.

Klar ist bislang nur, dass der Tote wahrscheinlich aus Südosteuropa stammt. Aus dem Ergebnis einer sogenannten Isotopenanalyse schlossen die Ermittler, dass sich der Unbekannte seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufgehalten hat. Bis etwa zu seinem 35. Lebensjahr habe er aber vermutlich im ehemaligen Jugoslawien, Serbien, Rumänien oder Bulgarien gelebt. Zum Zeitpunkt seines Todes war er etwa 45 bis höchstens 60 Jahre alt.

Eine Expertin des Landeskriminalamtes rekonstruierte in einem aufwendigen Verfahren die Gesichtsweichteile des Mannes. So entstanden neue Fotos, die bei der Suche nach der Identität des Toten verwendet wurden. Doch der entscheidende Hinweis blieb weiter aus.

Eine weitere Spur verfolgten die Ermittler in der Spargelregion Beelitz in Brandenburg. Ende Mai wurde dort gezielt bei Erntehelfern nach dem Toten gefragt, auf den Spargelhöfen Handzettel in verschiedenen Sprachen verteilt. Sachdienliche Hinweise: Laut Polizeisprecher Moritz bislang Fehlanzeige.

Noch geprüft werden Hinweise auf einen dunklen Kombi, den verschiedene Zeugen in der Nähe des Fundorts an einer Autobahnbrücke über der Elbe gesehen haben wollen. Für sachdienliche Hinweise hat die Polizei weiterhin eine Belohnung von bis zu 2500 Euro ausgelobt. "Es handelt sich um ein Tötungsdelikt, die Ermittlungen werden nicht eingestellt", sagte Moritz. Doch die Beamten wissen: Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es, die Identität des Mannes und die Hintergründe seines Todes aufzudecken.