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Esoterik Statt purer Chemie, lieber Natur pur

Daniela Gummelt stellt seit 2013 in ihrer kleinen Manufaktur Seifen und Kosmetik in Kooperation mit Bio-Bauern aus der Region her.

Von Janette Beck 03.09.2018, 14:21

Hohenseeden l Das Haus sieht verfallen aus. „Bin ich hier richtig, bei Frau Gummelt?“, frage ich einen Radfahrer. „Sie meinen die Seifenfee? Nein, die wohnt da drüben!“ Ich muss lachen, denn mir kommt schlagartig das gute, alte Waschmittel aus Genthin in den Sinn: Spee, Fee – reimt sich, kommt aus der Region und hat etwas mit Reinigen zu tun. Passt doch!
Nicht ganz. Oder vielmehr ganz und gar nicht. Denn was Daniela Gummelt in dem schicken Eigenheim gerade in ihrer herrlich frisch nach Zitrone schnuppernden Küche zusammenbraut, ist nicht pure Chemie, sondern Natur pur. Und das in ihrer schönsten Vollendung: Schafmilchseife, Rose Natur.
Hört sich dufte an, riecht auch so. Das Handwerk der besonderen Art, selbst beigebracht und von der Hohenseedenerin seit 2013 derart in Schwung gebracht, dass die fünfköpfige Familie seit drei Jahren davon „gut leben" kann, fasziniert mich: Flüssig, weil erwärmt, mit rötlicher Tonerde und weiteren Bio-„Zutaten“ per Rührstab zusammengemixt, wird die Seife in Silikonförmchen gegossen. Bis zu sechs Wochen muss sie aushärten und wie ein guter Käse reifen. Am Ende werden die Seifen ökologisch verpackt im eigenen Online-Shop ab 4,90 Euro aufwärts verkauft, oder lose in Kartons zu Unverpackt-Verkäufern, Reformhäusern oder Bio-Läden versandt.
Auch die regionale Wirtschaft hat etwas von Daniela Gummelts wachsender Leidenschaft. „Ich setze bewusst auf Zulieferer von hier“, erklärt die 37-Jährige und verweist auf den Glinder Ziegenhof, die Leinenölmühle Parchen, das Solesalze aus Schönebeck oder die Schafsmilch aus Lindau.
Verena Hartmann, eine von drei Mitarbeiterinnen der kleinen Manufaktur, ist genau wie ihre Chefin mir Leib und Seele dabei: „Ich arbeite aus Überzeugung hier, das ist genau mein Ding. Das Team ist super, alle sind völlig entspannt.“
Was vielleicht auch daran liegt, dass die Chefin ein sehr kreativer und innovativer Mensch ist. Und dass die gelernte Physiotherapeutin voll hinter der Sache steht, die sie aus zwei Gründen für sich entdeckt hat: „Ich habe lange mit Hautexemen zu tun gehabt und mich mit dem Thema Naturkosmetik auseinandergesetzt. Und ich habe nach einer erfüllenden Arbeit gesucht, die ich von zu Hause aus machen kann, um für meine drei kleinen Kinder da zu sein."
Offensichtlich hat die „Seifenfee“ eine Marktlücke entdeckt. Der Absatz boomt. Zu „Nelumbo“ bekehren, will sie aber niemanden. Vielmehr geht es ihr darum, die Augen zu öffnen: „Wir alle sollten kritischer konsumieren, bewusster leben und uns mehr Gedanken darüber machen, aus welchen Inhaltsstoffen die Dinge bestehen, die wir tagtäglich an uns heranlassen.“