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Fachkräftemangel 2000 Betriebe in Sachsen-Anhalt geschlossen

Die Handwerkskammer Magdeburg schlägt Alarm: In fast allen Branchen fehlt es an Fachkräften und Nachwuchs.

Von Bernd Kaufholz 23.01.2018, 00:01

Magdeburg l Lutz Krickau, Chef der Bedachungs GmbH Magdeburg, weiß, wovon er spricht: „Mir fehlen die Fachkräfte. Das führt dazu, dass wir immer noch Aufträge liegen haben, die wir nach dem Sturm 2017 reinbekommen haben.“ Heidi Thiemig von der Liftbau Oschersleben GmbH klagt: „Auf unsere Stellenanzeige hat sich niemand gemeldet. Es gibt einfach keine Fachkräfte.“

Das Handwerk boomt. Die Auftragsbücher sind voll, wie lange nicht mehr. Ende 2017 gab ein Drittel der befragten Betriebe zwischen Harz und Altmark an, dass sie zu 100 Prozent ausgelastet sind. Das eigentliche Problem, sagt Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, ist die Überlastung der Betriebe. Wer heute einen Handwerker braucht, muss sich auf monatelange Wartezeiten einstellen. „Die Firmen würden die Aufträge gern schneller abarbeiten und mehr annehmen, aber es fehlen einfach qualifizierte Mitarbeiter“, so Grupe weiter. Eine genaue Statistik gibt es nicht. Nach Schätzung der Handwerkskammer sind es landesweit jedoch mehr als tausend. Fachkräftemangel herrsche in fast allen Berufen, hauptsächlich in technischen, aber auch bei Tischlern, Dachdeckern und Verkäuferinnen.

Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern geht einher mit fehlenden Unternehmensnachfolgern. Innerhalb der letzten fünf Jahre haben im nördlichen Sachsen-Anhalt knapp 2000 Handwerksbetriebe dicht gemacht. „Und bis 2028 suchen rund 750 weitere Betriebe Nachfolger.“

Eine Vielzahl von Lehrstellen ist noch immer unbesetzt. 2017 wurden zwar 1400 Ausbildungsverträge unterschrieben. Das reicht aber gerade mal, um den Abwärts-Trend zu stoppen. Der ist schon statistisch vorgezeichnet. Der Kammer-Chef: „Die Zahl der Schulabgänger hat sich in den letzten zehn Jahren von 18.000 auf gut 8000 mehr als halbiert. Jeder zehnte bekommt zudem keinen Abschluss, fällt also für das Handwerk aus. Außerdem wollen immer mehr Jungen und Mädchen lieber studieren, als eine Ausbildung machen.